Von Louisa Rascher

Reinbek.
Als ihre Mutter das Buch mit den japanischen Märchen hervorholte, zog es Christiane Repenning zum ersten Mal in die Ferne. Wunderschöne Geishas mit weißer Haut und roten Lippen, satte grüne Reisterrassen und knarrende Holzwagen mit Ochsen im Gespann wollte sie als kleines Mädchen sehen. Seitdem ist die Reinbekerin nicht nur nach Fernost, sondern quer durch die Welt gereist. Immer dabei: zwei Kameras, um die Eindrücke festzuhalten. Für kommenden Donnerstag lädt die 67-Jährige zu einer Vernissage im Rathaus, Hamburger Straße 5-7, ein.

Die Ausstellung, der schon viele vorangegangen sind, zeugt von einem Leben in der Ferne, das seit 30 Jahren seine Wurzeln im Krabbenkamp hat. Bevor Christiane Repenning auf einer Reise ihre Kamera zückt, dauert es jedoch einige Zeit. "Ich setze mich meistens erst in ein Teehaus oder Café und beobachte die Menschen und ihre Gesichtsausdrücke. Da muss eine Stimmung entstehen", sagt sie und schaut aus dem Fenster in den wilden grünen Garten.

Selten verweilt sie so lange an dem großen Holztisch im Wohnzimmer wie jetzt, wenn sie von fernen Orten erzählt. "Wenn ich am Flughafen schon anfange draufloszuknipsen, dann sehe ich die wirklich wichtigen Dinge nicht", sagt Repenning. "Zum Beispiel, wie zufrieden die Menschen in Myanmar aussehen, trotz ihrer Armut."

Ihre Fotografie ist immer auch sozialkritisch

Den Blick für die wichtigen Dinge, die eine Region ausmachen, hat Christiane Repenning schon als Studentin entwickelt. In Geografie lernte sie Räume politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich einzuordnen. Später promovierte sie in Wirtschaftsgeografie, lernte die technische Fotografie kennen. Anders als während des Studiums kann Christiane Repenning sich in ihrer privaten Fotografie aber ausleben, interpretieren und nicht nur dokumentieren. "Ich hebe bewusst Motive auch per Bildbearbeitung in den Vordergrund, denn meine Fotografie ist immer sozialkritisch", sagt sie.

Als Lehrerin für Geografie, Politik und Wirtschaft am Glinder Gymnasium organisierte sie mehrere Austauschreisen für ihre Schüler nach China. Auch hält sie Vorträge und organisiert begleitete Reisen jenseits der Pauschaltouren und erschlossenen Touristenorte. Wer von ihr einen Reisebericht erwarte, der könne gleich wieder gehen. Denn klassische Fernreiseziele liegen ihr nicht, sagt Christiane Repenning. Sie liebt das Abenteuer in Grenzregionen. "Hier entstehen die spannendsten, oftmals auch gefährlichsten sozialen Spannungsfelder, weil unterschiedlichste Lebensweisen aufeinandertreffen."

Bereits als 19-Jährige fuhr sie erstmals mit einer Freundin im kleinen Käfer über die Südtiroler Berge, ihre weiteren Reisen führten sie mehrfach nach Japan, China, Myanmar, Vietnam und Indonesien. Fast ironisch klingt es da, wenn Christiane Repenning sagt, sie sei eigentlich eher "der ängstliche Typ". Ist doch ihr Ehemann derjenige, der sich sorgte und es wohl gleichzeitig bewunderte, wenn sie auf Reisen war und mindestens eines der drei gemeinsamen Kinder im Schlepptau hatte.

Ließ sie es deshalb ruhiger angehen? Ganz im Gegenteil. Der Drang, Neues zu entdecken, zog sie in den vergangenen Jahrzehnten noch weiter weg: Wochenlang entdeckte sie geheimnisvolle Orte in Asien, die Leichtigkeit des Lebens in Australien und mystische Seen und Vulkane in Lateinamerika - von Mexiko über Kuba, Nicaragua bis Panama.

Viele dieser Motive finden sich in ihrer neuen Ausstellung mit dem Titel "Waterfront" wieder - auch hier spielen der Grenzraum von Wasser und Land sowie das Spannungsfeld zwischen Siedlungsraum und der Natur die Hauptrolle.

Die Frage nach ihrem Lieblingsmotiv kann Repenning nicht beantworten: zu groß der Schatz an Eindrücken und Farben der Ferne. "Aber wenn ich von einer Reise heimkomme und die Rapsfelder in Schleswig-Holstein sehe und die Wolkenbrüche über dem Hamburger Hafen, dann liebe ich das genauso." Das, sagt sie und schüttelt den Kopf, würde sie niemals aufgeben.

Die Ausstellung "Waterfront - Von Hamburg nach Havanna" eröffnet am 3. September, ab 18.30 Uhr im Rathaus (Hamburger Straße 5). Bis zum 5. Oktober sind die Fotografien zu sehen. Der Eintritt ist frei.