Von Kerstin Völling

Reinbek.
Manchmal reichen drei Akkorde, und jeder zweite Fuß im Raum wippt mit. "So I walked one, two flight, three flight, four, five, six, seven flight, eight flight more ..." dröhnt es aus dem Lautsprecher. Eddie Cochrans "Twenty Flight Rock" geht ins Blut. Er klingt so frisch, als wäre er gerade neu entstanden. Ist er irgendwie auch. Nur, dass der Song aus dem Jahr 1957 in dieser Version nicht vom 1960 tödlich verunglückten Cochran stammt, sondern von den Crazy Crackers.

Die Reinbeker Kultband ist zurück. "Twenty 5" heißt ihre neue Scheibe. Und warum die Crackers auch im Titel ihrer CD weiterzählen, erklärt Schlagzeuger Diethard "Didi" Joppich (51): "Das ist natürlich ein Wortspiel. Unsere Band feiert in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen." Bereits 1981 fand die selbst ernannte "Elvis-Revival-Band" aus Rock-'n'-Roll-begeisterten Reinbeker Gymnasiasten zusammen. "Nach dem Abitur hat es uns erst einmal in alle Richtungen versprengt, auch wegen der Bundeswehr, damals gab es ja noch Wehrpflicht", erinnert sich Joppich, der mit Sänger Andy Scholz (48) zu den Urgesteinen der Crackers zählt. Doch ohne die Bühne hielten es die Bandmitglieder nicht lange aus. 1990 kam es zur Neugründung.

"Zwölf Ehemalige können wir bereits verzeichnen", sagt Sänger Scholz grinsend. "Darunter sind mit Gitarrist Ronny Grimm und Pianist Dominik Heins sogar zwei, die jetzt Berufsmusiker sind", ergänzt Joppich. Ein kleiner Wink mit dem Zaunpfahl: "Das, was wir machen, ist nicht einfach nur so Geschrammel", schiebt der Pflegedienstleiter hinterher. Wohl kaum.

Denn sonst hätten die Crackers während ihrer langen Karriere nicht in angesagten Hamburger Clubs wie Logo, Knust oder Onkel Pö spielen können. 1993 heizten sie bei der Cinemaxx- Eröffnung in München ein. Im Jahr 2000 rockte die Cover-Crew auf Einladung der Bundeswehr vor den SFOR-Truppen in Bosnien. "Der damalige Verteidigungsminister Rudolf Scharping hatte persönlich eingeladen", erinnert sich Joppich. 2003 erstürmten die Crackers mit Willie Nelsons "On the Road Again" sogar Platz eins der deutschen Country Charts des NDR.

Spätestens seit diesem Zeitpunkt war die Band bundesweit gefragt. Doch es gab auch herbe Rückschläge: "2008 kam unser Leadgitarrist Kai ,Vino' Wiener bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Das war das Schlimmste, was wir als Band durchmachen mussten", sagt Joppich. Ein lebensgroßes Poster von Vino hängt im Probenraum. Joppich: "Vino war nicht nur ein feiner Kerl. Er war auch ein unglaublich guter Gitarrist und unser Frauenliebling. Ein wirklich herber Verlust." Die Band habe kurz vor ihrer Auflösung gestanden. "Gott sei Dank hat sich dann Vinos Freund Ole Sandtner bereit erklärt, bei uns mitzumachen." Von da an ging es mit den Crackers wieder bergauf.

Die neue CD wird am 19. September ab 21 Uhr im Bergedorfer Happy Billard live vorgestellt.