Von Susanne Holz

Reinbek
. Seine braunen Augen können kein Wässerchen trüben. Und wenn Jack mit seiner Kuschelmaus auf der Schmusedecke liegt, glaubt man kaum, dass er auch Zähne zeigen kann. Doch Einbrecher, Steuerhinterzieher und Rauschgifthändler haben sich in den vergangenen Jahren vor dem belgischen Malinois-Schäferhund in Acht genommen. Denn der Rüde ist ausgebildeter Schutzhund und erschnüffelt zudem Bargeld, Haschisch und Kokain. Könnte er reden, er hätte viel zu erzählen über seine aktiven Dienstjahre bei der Polizei, die jetzt zu Ende gehen. Denn gestern hat der Vierbeiner seine Kündigung bekommen, das Land schickt seinen treuen Mitarbeiter in den wohlverdienten Ruhestand.

Ein Moment, der auch Polizeihauptmeister Thomas Gutsch sentimental stimmt. Denn Jack war in den vergangenen Jahren so viel mehr als nur sein Diensthund. Er war Teamplayer, Kollege und nicht zuletzt Familienmitglied. Füreinander da sein und auch in brenzligen Situationen zusammenzustehen - die beiden wissen, was das heißt. "Jack ist ein wahrer Freund, auf den ich mich immer hundertprozentig verlassen kann", sagt Thomas Gutsch.

Als der 45-Jährige den Hund 2006 das erste Mal traf, war der ein kleiner "Mickerling." "Er hatte wohl keine einfache Kindheit, sein ganzer Kopf war übersät mit Narben", erinnert sich der Polizist. Liebevoll päppelte er den jungen Rüden auf und erkannte schnell, was in ihm steckt. Ihren ersten gemeinsamen Einsatz werden aber weder Herrchen noch Hund vergessen. "Wir hatten einen Alarm an der Loddenallee in Reinbek und fuhren so schnell zum Einsatzort, dass Jack im Auto total schlecht wurde", erzählt Gutsch. Während er den Einbrecher jagte, beruhigte der Junghund erst mal seinen Magen. Ein kleiner Fauxpas, der sich nie wiederholte.

Selbst wenn nachts um drei Uhr das Telefon klingelte und Thomas Gutsch zum Einsatz gerufen wurde, war Jack blitzschnell wach und auf Zack. Er verfolgte Kriminelle über Felder, erschnüffelte 6500 Euro verstecktes Schwarzgeld in einem Wohnzimmerschrank, fand 200 Gramm Kokain auf einer Autobahnraststätte im Handschuhfach und schlug auch bei zwei Kilogramm Haschisch an, das unter der Erde versteckt worden war. Er behielt die Ruhe, wenn bei Fußballspielen in Lübeck vermeintliche Fans auf eine Prügelei aus waren, und ließ sich von den Schlägern nicht provozieren. Dass der Job des Vierbeiners nicht ungefährlich ist, weiß sein Herrchen nur zu gut. "Es hätte sein können, dass ich eines Abends ohne Jack nach Hause gekommen wäre. Das war allen in der Familie klar", sagt Gutsch. Ein emotionaler Spagat für ihn, seine Frau und die Kinder.

Einige Hundeführer trennen sich von ihrem Tier, wenn es "in Rente" geht. Für Thomas Gutsch ist das undenkbar. Jack bleibt bei ihm, fährt weiter mit in den Urlaub nach Dänemark und darf - wenn keiner hinguckt - sogar auf dem Sofa lümmeln. Jack wünscht sich zum Abschied übrigens keinen Knochen oder eine Wurst. Er möchte weiter mit Herrchen zur Arbeit gehen - Polizeiluft schnuppern!