Von Anne Müller

Reinbek.
Während viele Vereine und Verbände über Nachwuchssorgen klagen, verbucht der SoVD Rekorde im Mitgliederzuwachs. Helmut Uder, stellvertretender Kreis- und Ortsvorsitzender des Sozialverbandes, bekommt fast täglich Anfragen von Menschen, die Hilfe brauchen. Denn der Verein berät unentgeltlich, wenn es darum geht, Rentenbewilligungen oder verwehrte Krankenkassenleistungen zu erstreiten. Die Freude über den starken Zulauf hat für Uder deshalb auch einen bitteren Beigeschmack. Dass so viele Menschen den Rat des Experten für Renten- und Sozialrecht suchen, "ist ein Ausdruck der sozialen Härte in unserem Land", so der Rentner, der ehrenamtlich Menschen mit Rat und Tat zur Seite steht.

Knapp 8000 Mitglieder zählt der Kreisverband Stormarn. Und auch im Reinbeker Ortsverband explodieren die Mitgliederzahlen. "Bis zur Einführung der Hartz-IV-Reformen vor zehn Jahren nahmen wir in vier Jahren etwa 23 neue Mitglieder auf", hat Uder im Archiv nachgeschaut. In den vier Jahren danach waren es bereits doppelt so viele. "Und in diesem Jahr haben wir schon jetzt so viele aufgenommen wie sonst in vier Jahren", so Uder. Jetzt scheinen die Gesetze immer schärfer angewendet zu werden, fürchtet er.

Vor allem Menschen, die nach einer Erkrankung vermindert arbeitsfähig sind und hoffen, dass die Rentenversicherung einspringt, kommen in die Sprechstunden. Bei Erwerbsminderungsrenten wird der erste Antrag häufig abgelehnt, hat Uder festgestellt. Auf viele wartet dann ein mühseliger Weg bis vors Sozialgericht. "Den sollte niemand ohne rechtlichen Beistand gehen", rät Uder. Die Sozialgesetze sind kompliziert. Wer kann sich schon durch zwölf Sozialgesetzbücher plus aktuelle richterliche Entscheidungen durcharbeiten.

Ablehnende Bescheide auf Anträge zur Schwerbehinderung, zu Umschulungen oder Reha-Maßnahmen sind weitere Gründe von Menschen, beim SoVD Rat zu suchen. Dass der Sozialverband ihnen dabei hilfreich zur Seite steht, belegen die Ansprüche, die der Kreisverband Stormarn 2014 für Mitglieder erwirkt hat. 381 000 Euro wurden einmalig als Nachzahlung erstritten, dazu 58 000 Euro an monatlichen Zahlungen.

Doch manchmal kapituliert der Reinbeker auch vor Gesetzesvorgaben. So muss eine Rentnerin weiterhin von 500 Euro Rente 145 Euro an die Krankenkasse zahlen. Und das, obwohl sie immer Mitglied in der gesetzlichen Krankenkasse war. Sie kommt nicht in den Genuss des geringeren Beitrags für langjährige Versicherte, weil sie Mini-Jobberin war. Ihr Arbeitgeber hatte nur "Pauschalbeträge" für die Sozialversicherung abgeführt. Die zählen aber nicht als Beitragsmonate, so Uder. Der Verband habe bisher vergeblich versucht, auf Nachbesserung hinzuwirken.

In einem anderen Fall war Uder erfolgreicher: Eine 72-jährige Rentnerin war trotz langer Ausfallzeiten vom Sachbearbeiter der Rentenversicherung bei Antragstellung nicht darauf hingewiesen worden, dass sie ihre drei Kinder eintragen lassen kann. Der SoVD konnte rückwirkend zumindest für vier Jahre eine Nachzahlung von 5000 Euro und für die Zukunft eine höhere Rente erwirken.

Helmut Uder berät jeden dritten Donnerstag von 17 bis 19 Uhr im Rickertsen-Haus. Eine Anmeldung ist unter der Handynummer 01 51/41 46 86 94 erwünscht.

"Das ist ein Ausdruck der sozialen Härte in unserem Land." Helmut Uder, Vorsitzender des SoVD Reinbek