Von Kerstin Völling

Reinbek.
Wo kommen die Barcodes und Scanner in Kliniken her und wer hat eigentlich die Patientenarmbänder erfunden? Die Antwort liegt im Reinbeker Gewerbegebiet, dem Hauptsitz von Mediaform. Grundsätzlich gibt es nichts, was die Unternehmensgruppe an der Borsigstraße nicht etikettieren, kennzeichnen oder mit der notwendigen Software zur Datenerfassung ausstatten könnte. "Wir müssen nur im Vorhinein wissen, wozu man unsere Produkte gebrauchen will", sagt Firmenchef Jörg Weber. "Sollen etwa Babys ein Patientenarmband tragen, müssen wir hinsichtlich möglicher Gesundheitsschädigungen doppelt vorsichtig sein." Zum 25-jährigen Firmenbestehen kann der Gründer, Gesellschafter und Geschäftsführer zufrieden auf sein Unternehmen blicken. Fingen er und Mitbegründer Christian Baumgartl 1990 mit sechs Mitarbeitern in Glinde an, so hat die Reinbeker Mediaform heute 84 Mitarbeiter und zwei Auszubildende. In der gleichen Zeitspanne stieg der Unternehmensumsatz von 3,2 Millionen Euro jährlich auf 14,5 Millionen Euro. Zur Gruppe gehören heute die Druckprodukte GmbH, die Mediaform Informationssysteme GmbH, die Mediaface GmbH, die Güse GmbH sowie die Beteiligungsgesellschaften Koopmanndruck Druckerei August Koopmann GmbH und die Eurolabel GmbH. Damit können Weber und sein Team europaweit Kompaktlösungen anbieten, die sich vom Qualitätsmanagement über die Datenerfassung bis hin zur Kennzeichnung erstrecken.

Alles fing Anfang der 90er-Jahre mit den ersten automatischen Labordiagnosegeräten aus Japan an. Von da an saß nicht mehr nur eine MTA über dem Mikroskop und ordnete die Cholesterin- oder Blutzuckerwerte dem Patientenbogen zu. Stattdessen konnten mehrere Proben ein Analysegerät durchlaufen. Ärzte und Labors standen nun vor der Frage, wie die analysierten Werte auch den Patienten zugeordnet werden. Ein großes Pharmaunternehmen sprach deshalb damals Weber an, der sich bis dato als Spezialist für Datenerfassung und Strichcode-Kennzeichnung einen Namen gemacht hatte. Hierfür entwickelte der findige Unternehmer eine Software, Strichcodeetiketten und maschinenlesbare Laborformulare und machte sich mit dieser Idee selbstständig. "Durch die Budgetierung und die Kostenfallpauschale wurden zudem neue Formulare notwendig."

Schon 1994 waren die Produkte derart gefragt, dass das Unternehmen ein neues Gebäude inklusive zweier Hallen von je 4000 Quadratmetern in Reinbek errichten ließ. "Bis 1997 verzwanzigfachte sich unsere Kundenzahl", erinnert sich Weber. Er holte sich mit der Koopmanndruck August Koopmann GmbH einen eigenen Druckereibetrieb dazu.

Zu den Schwerpunkten von Mediaform gehörten nun auch die Softwareentwicklung der optischen Erkennung (OCR), die elektronische Datenlenkung und der Handel mit Hardware für Auto-ID-Anwendungen. Zu den Mediaform-Kunden gesellten sich unter anderem die BASF, Beiersdorf, das Hamburger UKE, das Reinbeker Krankenhaus und auch die Reinbeker Feuerwehr. "Für die Inventarisierung von Helmen oder Schläuchen sind unsere Barcodes enorm nützlich", erklärt Weber. "Wir sind außerdem in der Lage, Etikettierungen von täglich 2,5 Millionen Proben für Labore herzustellen."

Der sechsfache Vater freut sich darüber, dass drei seiner Kinder in seinem Unternehmen arbeiten, Sohn Björn (31) gar in der Geschäftsleitung. "Meine Mitarbeiter sind wichtig für die Leistungsfähigkeit des Unternehmens. Ohne ihre konstruktive Kritik würde mir vieles gar nicht auffallen", sagt der 56-Jährige.

Für die Zukunft wünscht sich der gebürtige Oldenburger, dass Europa befriedet und grenzenlos bleibt. "Wir sollten die Chancen der Europäisierung erkennen und sie wahrnehmen", meint er.