Von Katrin Bluhm

Reinbek.
In ihrer Direktvermarktung liegt die Zukunft der landwirtschaftlichen Produkte wie Obst und Gemüse. Dessen ist sich "Erdbeerbauer" Hans-Jörg Carstensen (45) sicher. Am vergangenen Sonntag sind für dieses Jahr seine letzten roten Früchtchen über die Theken seiner acht Verkaufshütten von Reinbek bis Lauenburg gegangen. Gern hätte er weitere lukrative Standorte. Doch auch die Konkurrenz schläft nicht. Seine 2015er-Erntebilanz ist gut, obwohl er mit dem Geschmack der Früchte in diesem Jahr nicht so zufrieden war.

Etwa zehn bis elf Tonnen Erdbeeren hat er von jeder der 5,5 Hektar großen Anbauflächen in Reinbek verkauft. "Das ist ganz ordentlich. Allerdings war der vergangene Herbst zu warm. Die Pflanzen setzen zu der Zeit die Blüten für das kommende Jahr an", berichtet der Landwirt. Es seien sehr, sehr viele gewesen. "Bei zwei Sorten waren die Beete im Frühjahr weiß vor lauter Blüten. Es gab einen hohen Ertrag, aber nur kleine Früchte und es fehlten die Blätter. Man weiß noch nicht warum, aber das geht fast immer auf Kosten des Geschmacks", bedauert er. Zudem fehlten die warmen Tage in Kombination mit kühlen Nächten, was die Erdbeeren bräuchten, um die letzte feine Süße zu entwickeln.

Das haben auch die Kunden gemerkt. Doch sie sind Carstensen treu geblieben. "Sie schätzen es, zu wissen, woher die Früchte kommen. Sie können sehen, wie die Arbeiten auf den Erdbeerfeldern vorangehen", sagt er. Schließlich beginne er bereits bei einigen Abschnitten im Februar mit der Arbeit. Bis zum Mai würden auf zwei der 5,5 Hektar ungefähr achtmal die schützenden Vliesstoffe und Folien gelegt und wieder abgebaut. Und das, weil die Pflanzen behandelt würden und weil auch Unkraut unter Folie besser gedeihe und gehackt werden müsse.

Auf die Nähe zu den Kunden baut er und ist sicher, dass in Zukunft die Schere im Verkauf von Obst und Gemüse weit aufgehen wird. "Die Wochenmärkte werden peu à peu verschwinden. Jeder Kunde ahnt, dass ein Gemüse- oder Obstbauer nicht so viele Produkte anbauen kann, wie er auf dem Markt verkauft. Das ist Großmarktware. Woher kommt sie?", fragt er. Deshalb würden künftig immer mehr Kunden direkt bei den Erzeugern kaufen. "Oder aber sie sind am anderen Ende unterwegs und kaufen im Discounter", prophezeit er.

Carstensen setzt auf den direkten Kontakt und startet jetzt schon mit den Arbeiten für das kommende Jahr. Die neuen Pflanzen müssen gepflegt, der Boden mit der Hand gehackt werden. Auf anderen Flächen der 25 Hektar an der Hamburger Straße, die sich die Erdbeeren mit Getreide teilen, werden Zwischenkulturen wie Ölrettich, Tagetes und Sandhafer für die Bodenverbesserung gesät. Langeweile gibt es also nicht.

Erdbeerliebhaber können sich jetzt schon auf die Sorten "Honeoye", "Salsa", "Malvina" und "Pandora" freuen. Für Selbstpflücker setzt er auf die frühe "Daroyal" und die spätere, altbewährte und aromatische Sorte "Mieze Schindler".