Von Katrin Bluhm

Reinbek.
"Der Handlungsbedarf ist mehr als dringend", sagt Norbert Wulff, Sachgebietsleiter Öffentlicher Raum im Reinbeker Rathaus, wenn er auf die Teiche in der Stadt angesprochen wird. Wer sich den Salteich, das Gewässer südlich des Rowohlt-Verlages und das im Gleisners Park anschaut, muss ihm zustimmen.

Seit Jahren wird in den Haushaltsberatungen schon der Ansatz für die Erarbeitung eines Sanierungs- und Pflegekonzeptes in Höhe von 20 000 Euro gestrichen, sodass Wulff nicht einmal genau weiß, für wie viele Teiche er zuständig ist. Denn es gibt kein Teich- oder Gewässerkataster in der Stadt. Die 5000 Euro, die die Politik pro Jahr für die Pflege der Teiche genehmigt, werden für Reparaturen an alten Überläufen und Schotts gebraucht. An Pflegemaßnahmen, wie zum Beispiel Entschlammungen, ist gar nicht zu denken.

Eine alte Liste, die bei der Erstellung des Konzeptes aktualisiert werden müsste, zählt 44 Teiche und Rückhaltebecken. "14 gehören zum Stadtbetrieb, wie die am Großen Ruhm, am Kolk und am Gergenbusch. Neun werden vom Zweckverband Südstormarn betrieben, zwei gehören dem Kreis, vier sind in privater Hand, und die übrigen 15 soll das Sachgebiet Öffentlicher Raum betreuen", sagt Wulff. Der kleinste habe eine Fläche von 83 Quadratmetern, der größte sei mit etwa 73 000 Quadratmetern der Mühlenteich. An dessen Pflege übrigens die Untere Wasserbehörde erinnert.

Der Entwässerung, der kontrollierten Ableitung von Regenwasser und ein bisschen auch der Naherholung dienen alle. Die Regenrückhaltebecken, technische Bauten, die der Stadtbetrieb betreut, genauso wie der verschlammte Salteich. Doch die Instandhaltung der Rückhaltebecken wird aus den Abwassergebühren gezahlt, die der Teiche nicht.

Möglich ist also nur, dass Bauhof-Mitarbeiter ein-, zweimal pro Jahr auf die Teiche schauen, und das war's. Keiner von ihnen ist ein Gewässerexperte. Schlamm, breite Schilfgürtel und Vermüllung übersehen sie schon lange. Wulff zuckt mit den Schultern. "Was soll ich tun? Ohne Geld?"

Bestand aufnehmen und Pflegekonzept erstellen

Wenn er könnte, wie er wollte, würde ein Ingenieurbüro die Teiche erfassen. Dabei käme wohl auch heraus, um was für einen es sich südlich des Freizeitbades handelt. "Es könnte sein, dass er nur das Oberflächenwasser aus dem Bad aufnimmt, dann gehörte er zu den Liegenschaften und nicht zu uns", sagt Wulff. In jedem Fall muss dort Hand angelegt werden, denn sowohl der Graben als auch das Becken ist zugewachsen. Beide können kaum Wasser aufnehmen, geschweige denn halten.

Ähnlich schlecht steht es um den Teich im Gleisners Park. Er war einst an die Regenentwässerung angeschlossen, wurde vor einigen Jahren aber davon abgekoppelt. Seitdem wird er nur von Schichtenwasser gespeist. Randbereiche verschlammen durch den geringen Durchfluss. Frosch- und Krötenlaich liegen im Frühjahr oftmals auf dem Trocknen, kommen um.

Anliegerin Christiane Pagel ärgert sich. "Der Teich ist ein Schandfleck. Das einstige Idyll in der Stadtmitte ist verkommen. Das ist Reinbeks unwürdig", sagt sie. "Von wegen Perle am Sachsenwald."

Norbert Wulff stört der Zustand genauso. "Wir hoffen, dass die Politik bei den Haushaltsberatungen nach den Sommerferien ein Einsehen hat und die Mittel für die Begutachtung der Teiche und das Aufstellen einer Prioritätenliste für Pflegemaßnahmen genehmigt", betont er. Schließlich würden die Kosten in keinem Fall sinken.