Von Anne Müller

Reinbek. Das Abitur ist bestanden, der Lehrvertrag unterzeichnet. Für viele Jugendliche und junge Erwachsene beginnt in diesen Wochen mit den ersten Schritten in die berufliche Zukunft ein neuer Lebensabschnitt. Wie ein Berufswunsch oder der Traum von der großen Karriere entstand, haben wir Menschen gefragt, die ihren "Traumberuf" gefunden haben.

Sie spricht mit den Ordensschwestern genauso unbefangen wie mit Chefärzten und Journalisten. Berührungsängste kennt Andrea Schulz-Colberg nicht. Vielleicht liegt das daran, dass ihr erster Berufswunsch von großen und kleinen Persönlichkeiten gleichermaßen inspiriert wurde. Und, dass sie sich niemals so einfach unterbuttern lässt. Mit neun Jahren zumindest wollte sie Papst werden.

"Der kommt in der Welt herum und kann viel bewirken", dachte sie 1984 über den "Job" von Johannes Paul II.. "Er war charismatisch, beliebt und sah nett aus im Fernsehen." Der Priester vor Ort gab da schon weniger Identifikationsmöglichkeiten: "Ich war keine Messdienerin, weil unser Pfarrer das in unserer Gemeinde Mädchen nicht erlaubt hat. Ich schätze, das hat den Wunsch, gleich ganz nach oben zu wollen, noch bestärkt."

Das Kontrastprogramm zum Pontifex kam aus der Hörspielkassette: "Karla Kolumna", die rasende Reporterin, war genauso neugierig auf Menschen und Geschichten wie sie. "Ich hatte schon immer gern Aufsätze geschrieben und schließlich mitbekommen, dass man auch in dieser Funktion die Welt verändern kann."

Die ausgebildete Journalistin, die hartnäckig den Dingen auf den Grund geht, ist keine Missionarin. "Aber es gibt Werte, die mir wichtig sind", sagt die 39-Jährige. Die Schöpfung zu achten und in Menschen das Gute zu sehen, sind Grundwerte ihrer katholischen Erziehung.

In der Diaspora in Hamburg aufgewachsen, ist die Katholikin gern zu Kinder- und Jugendgottesdiensten gegangen. "Wir waren viele Kinder und ich liebte das Singen." Nicht gerade zur Freude der Nachbarn im Wilhelmsburger Schrebergarten ihrer Eltern. Wenn sie von der Schaukel ein lautes "Gloria" oder "Halleluja" schmetterte, gab es schon mal ebenso laute Proteste.

Die positive Beziehung zur Kirche und ihr Interesse für gesellschaftliche Themen zieht sich wie ein roter Faden durch ihre Vita: Abitur an der katholischen Sankt-Ansgar-Schule (Jesuitenschule), ein Soziologie-Studium an der Universität Hamburg, Volontariat an der katholischen Journalistenschule "ifp" in München und danach Presse- und Öffentlichkeitsreferentin beim Caritasverband Bremen.

Seit fünf Jahren ist Andrea Schulz-Colberg im St. Adolf-Stift als Presse- und Öffentlichkeitsreferentin dem Kaufmännischen Direktor Lothar Obst direkt unterstellt und etwa für die Pflege der Krankenhaus-Homepage, das Erarbeiten von Broschüren und die Begleitung von Veranstaltungen zuständig. Ein verantwortungsvoller Job, denn das Akademische Lehrkrankenhaus der Universität Hamburg mit über 800 Mitarbeitern behandelt jährlich rund 17 000 Patienten stationär sowie mehr als 22 000 ambulant.

Dass sie Sprecherin eines katholischen Krankenhauses ist, war nicht ihr Ziel, doch rückblickend ist es für sie genau der richtige Platz. "Hier kann ich zwei Talente unter einen Hut bringen, das journalistische und mein organisatorisches", sagt sie.

Zur Arbeit fährt sie - nachdem sie mit ihrem Mann nach Bergedorf gezogen ist - täglich mit dem Rad und genießt dabei die Natur.

Und war sie jemals in Rom? "Ja, aber immer nur als Besucherin, unter anderem als ein Freund von mir zum Priester geweiht wurde."