Von Susanne Tamm

Wentorf.
Eine Klasse, die in Jubel ausbricht, wenn ihr Schulleiter den Raum betritt, und Schüler, die ihm um den Hals fallen - das ist bestimmt nicht die Regel. Doch Hans-Joachim Mayer, heute noch Schulleiter des Gymnasiums, wird genau so von der Klasse 6 a empfangen. Ganz klar: Die Schüler lieben ihn. Das beruht auf Gegenseitigkeit. "Die Schüler sind immer noch das Wichtigste", stellt er klar. "Wer für sie nichts übrig hat, hat im Lehrerberuf nichts verloren."

Schon gestern Mittag wurde er als "bester Schulleiter von allen" von der gesamten Schule gebührend in den Ruhestand begleitet - mit einem Spalier bis zum Kreisel am Petersilienberg und wieder zurück zum Gymnasium mit großer Party. Dabei war seine Ansage: "Bloß kein Personenkult oder Abschiedsgesülze." Still und heimlich aber ließen seine 1200 Schüler Hajo Mayer nicht davonkommen. Alle wollten sich verabschieden.

Nach 14 Jahren als Schulleiter des Gymnasiums Wentorf zieht der 65-Jährige eine gemischte Bilanz: Als er als stellvertretender Schulleiter von der Sachsenwaldschule in Reinbek nach Wentorf kam, waren es gerade einmal 550 Gymnasiasten und sein Kollegium bestand noch aus 36 Lehrern. Die Schule ist stetig gewachsen, der Andrang unverändert. Wobei sich Hans-Joachim Mayer das nicht allein auf seine Fahnen schreiben mag: "Als ich meinen Hut in den Ring geworfen habe, war klar: Das ist eine Schule im Aufbruch. Durch das große Neubaugebiet stand fest, dass das Gymnasium wachsen würde." Eine relativ starke Position, um Schule gestalten zu können - sofern alle Mitwirkenden mitziehen.

Vor allem die Eltern und die engagierten Kollegen hätten immer hinter ihm gestanden. Von einigen politischen Fraktionen und von der Verwaltung habe er dagegen zeitweise die Wertschätzung seiner Arbeit vermisst. Bis 2009 habe noch ein richtiges Investitionsprogramm gegriffen: 2004 wurde das Schulgebäude erweitert, die Räume für die Naturwissenschaften wurden erweitert, Fenster und Boden der Sporthalle saniert.

Doch dann habe man trotz anderslautender Prognosen immer darauf gesetzt, dass die Schülerzahlen wieder sinken, um die Kosten zu drücken. Die Schule und ihr Träger, die Gemeinde Wentorf, trugen ihren Streit um G8/G9 sogar vor Gericht aus. "Wir setzen G8 aber gut um, sonst würden die Zahlen nicht weiter wachsen. Dafür musste ich mich Jahr für Jahr rechtfertigen." Dabei sei das Gymnasium stolz darauf, dass es in der Oberstufe alle Profile anbieten kann. "Ein derartig attraktives Angebot kann nur eine große, wachsende Schule vorhalten." Zur Attraktivität tragen zudem der Musikzweig, die Fächer Spanisch und Darstellendes Spiel, Europa-Programme wie Comenius und Erasmus sowie der Austausch mit San Diego bei. "Und ich wurde gefragt, wie es sein kann, dass die Schülerzahlen weiter wachsen. Das war sehr belastend", stellt der Pädagoge fest. Dennoch hat er den Kampf für seine Schüler und bessere Unterrichtsbedingungen nie aufgegeben.

Die Zusammenarbeit mit Kiel sei hingegen sehr gut und der Rückhalt bei den Eltern sei einmalig gewesen. "Ohne den Verein Klangpunkt wäre der Musikzweig nicht denkbar. Und an welcher Schule unserer Größe gibt es noch eine von den Eltern ehrenamtlich betriebene Cafeteria und das in Schichten?" Auch der Wunsch, das Atrium zu einem Gemeinschaftsraum und zur Mensa auszubauen, war zuletzt von der Mehrheit der Wentorfer Politik abgelehnt worden.

Ab morgen ist Durchatmen angesagt: Reisen außerhalb der Ferien, am liebsten auf Goethes Spuren nach Italien, und im heimischen Garten in Bergedorf werkeln.