Von Anne Müller

Reinbek.
Auch knapp sechs Jahre nach dem Brückenschlag über die Hamburger Straße ist der Baukrimi um das 100 Meter lange und 300 Tonnen schwere Millionenprojekt Holländerbrücke längst nicht zu Ende erzählt. Es gibt eine Fortsetzung in Sachen "Pannenbrücke": Denn jetzt muss der komplette Belag auf dem innovativen Bauwerk aus Glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) und Stahl wieder abgekratzt werden.

Die Reinbeker Brücke war damals erst die zweite in Deutschland, in der GFK verbaut wurde. Sogar eine dänische Delegation war angereist, um den Einbau mit der Kamera zu dokumentieren. Die Firma Fiberline Composites A/S aus Middelfart entwickelte damals die Kunststoffmodule, die auf der Holländerbrücke verarbeitet wurden. "Jetzt betreten wir schon wieder Neuland. Die Brücke ist nun auch die erste, die saniert werden muss", sagt Sven Rosenbaum, Mitarbeiter im Rathaus.

Zwar ist der juristische Streit um die Kosten der Mängelbeseitigung an der Holländerbrücke beigelegt. Wie berichtet, folgte das Landgericht Lübeck der Argumentation der Schloss-Stadt, dass die Beseitigung der Mängel an der Fußgängerbrücke sogar noch über die von der Stadt einbehaltene Summe (160 000 Euro) hinausgeht und wies die Klage der Baufirma als unbegründet ab. Doch wie die Schäden behoben werden können, steht noch nicht fest.

Bauamtsleiter Sven Noetzel wies darauf hin, "dass es für den Austausch des rissigen Oberflächenbelages aus Polymerbeton mit Epoxydharz, der direkt mit den GFK-Platten verbunden ist, noch kein sicheres Verfahren gibt". Vom Ingenieurbüro werden jetzt an kleineren Probestellen drei Verfahren ausprobiert. Sobald feststehe, welches am besten geeignet ist, könne die Ausschreibung erfolgen und im Frühjahr 2016 dann saniert werden.

Dafür hatte die Stadt Geld einbehalten, um zumindest einen Teil der Mängel beseitigen zu können, die die inzwischen insolvente Firma aus Syke beim Bau der Holländerbrücke hinterlassen hatte. Ein Gutachten gab der Stadt recht. Dennoch klagte die beauftragte Firma vor dem Landgericht Lübeck auf Zahlung des "Bauwerkerlohns". Vergeblich. Der Insolvenzverwalter der Baufirma machte 120 000 Euro zuzüglich Zinsen geltend.

Die Mängelbeseitigung soll sich auf gut 280 000 Euro belaufen. Nach den Problemen mit der Baufirma wurden damals bereits 160 000 Euro zurückbehalten. Davon stehen noch 120 000 Euro zur Verfügung. Die Differenz von gut 160 000 Euro für die Mängelbeseitigung könne zunächst aus dem Budget des Amtes für Stadtentwicklung finanziert werden, sagt Reinbeks Bauamtsleiter Sven Noetzel.