Wentorf
(ru).
Langsam senkt sich die Dämmerung über den Golfplatz, nur noch wenige Spieler sind unterwegs. Wenn die letzten Golfer am Abend gegangen sind, erwacht der Platz zu neuem Leben: Hasen jagen über das akkurat gemähte Grün, Kaninchen wälzen sich genüsslich in den sauber geharkten Sandlöchern und aus dem Dickicht am Rande des Platzes beobachten Rehe die Szenerie.

Das alles ist völlig in Ordnung, denn Golfsport und Naturschutz lassen sich wunderbar vereinen, wie der Wentorf-Reinbeker Golf-Club zeigt. Seit mehreren Jahren ist hier der passionierte Jäger Gunther Esther im Einsatz und kümmert sich auf dem rund 60 Hektar großen Gelände ehrenamtlich um den Schutz der heimischen Tiere.

Immer wieder war er zuvor als jagdberechtigter Jäger im Villengebiet und auf dem Golfplatz zu Einsätzen gerufen worden. "Nachdem es immer wieder Probleme mit Wildschweinen gab, hat die Gemeinde nach einem Jäger für das Areal gesucht", erklärt Christian Albrecht, Vorstandsmitglied im WRGC und als Platzbeauftragter verantwortlich für das Areal. Er kennt Gunther Esther noch aus Schultagen. "Er ist ein Jäger, der nicht nur jagt, sondern auch hegt und pflegt und als aktiver Naturschützer auftritt", freut sich Albrecht.

Akkurat gemähtes Gras, sauber gestutzte Hecken - das sieht man als erstes auf dem Golfplatz. Wer jedoch das Grün verlässt, sieht Gras, das zum Teil hüfthoch steht, dichte Brombeerhecken bilden undurchdringliche Bereiche. So mancher ist auf der Suche nach seinem Ball hier schon verzweifelt. Für die Tiere ist das Dickicht jedoch ein Geschenk. Vögel, Igel, Dachse und viele andere Tiere fühlen sich hier pudelwohl. Rehe und Hasen, Waschbär und Marderhund, aber auch Wasserratten gehören zu den Bewohnern des Platzes.

Nur die Wildschweine sind nicht gern gesehen. Wenn man sie lässt, verwandeln sie das Grün in einen Acker. "Im vergangenen Winter gab es massive Schäden, als eine Rotte Wildschweine auf den Platz gelangt ist", erinnert sich Albrecht. 250 Stunden Arbeit mit mehreren Helfern waren nötig, um die Rasenflächen zu reparieren und neue Zäune aufzustellen. Mithilfe des Jägers wurden die Tiere in den angrenzenden Wald zurückgetrieben.

Wer genau hinschaut, sieht, dass in den Wäldchen und Knicks am Rande des Golfplatzes Totholz liegt, in anderen Bereichen haben die Greenkeeper Strauchabschnitt aufgehäuft. "Hier fühlen sich Insekten und Igel wohl", erklärt Gunther Esther. Auf dem Gelände gibt es acht Teiche, künstlich angelegt und voller Leben. Die Frösche beginnen in der Dämmerung ihr Konzert, und Gunther Esther ist als stiller Beobachter mit seinem Fernglas dabei.

Im Augenblick ist er mit Helfern damit beschäftigt, 110 Nistkästen für verschiedene Vogelarten aufzuhängen, denn davon gab es zuvor einfach zu wenig. Die Golfer waren sofort einverstanden.

Nicht nur die Vogelwelt profitiert von dieser Kooperation, sondern auch die Eiderheim-Werkstätten in Flintbek. Dort fertigen Menschen mit Handicap die Nistkästen. Gunther Esther überzieht die Rohlinge noch mit Dachpappe, flämmt die Kästen von außen. Esther und die Greenkeeper pflegen sie, der Golfclub übernimmt die Kosten in Höhe von 1500 Euro. Und bald wird es auf dem Golfplatz heißen: Horch mal, was da piept.