Reinbek
(sho).
Vom Seebären zum Schriftsteller - diesen Schritt hat der Reinbeker Friedrich Heinrich Synold schon vor Jahren geschafft. Seine Bücher über das Leben auf See haben mittlerweile sogar eine Fangemeinde in Amerika und Australien. "Die meisten Leser sind früher selbst zur See gefahren und erkennen sich in den Geschichten wieder", sagt der 68-Jährige, der Wert darauf legt, dass er kein Seemannsgarn spinnt, sondern reale Geschichten aus seinem Leben als junger Matrose erzählt.

Sein neuestes Buch "Seefahrt" nimmt die Leser mit auf eine Trampschifffahrt. Das Besondere: Weder der Kapitän noch die Mannschaft wissen am Anfang solcher Reisen, in welchen Häfen der Welt sie am Ende überall angelegt haben werden.

"Diese Art unterwegs zu sein, ist Freiheit pur", sagt der Reinbeker, der nach der Seefahrt und Jahren als Arbeiter im Hamburger Hafen traditionell als Kaufmann im Im- und Export gearbeitet hat. Seine viermonatige Trampfahrt führte ihn 1977 vom Heimathafen Hamburg aus nach Italien, Griechenland, Tunesien, Norwegen, durch den englischen Kanal nach Kanada, Venezuela, das Amazonas Delta, die amerikanische Ostküste und Frankreich. Abenteuer pur und doch alles andere als das reine Vergnügen.

"Mein Wecker klingelte morgens um 3.30 Uhr, dann habe ich den ganzen Tag gearbeitet und noch bis acht Uhr Wache geschoben", erinnert sich Synold. An Land hatte er Maler gelernt und an Bord als ungelernter Deckmann angeheuert. Schnell war er der "Kabel-Ede", kümmerte sich darum, dass alle Werkzeuge in Schuss und abends wieder an Ort und Stelle waren. Wenig später war er auch Schlüsselmatrose, teilte die anderen Männer zur Arbeit ein. Die meisten von ihnen kamen aus Nordafrika, sprachen kein Deutsch. Der Stimmung an Bord tat das keinen Abbruch. "Man konnte sich aufeinander verlassen, verstand sich blind", erinnert sich Synold. 13 Männer, ein Koch und ein Steward - mit dieser Mannschaft schipperte er um die Welt.

Zellulose-Ballen, Eisenerz, Salz, all das haben sie über die Weltmeere transportiert. "Nur die Kartoffeln, die wir in Kanada im Schneesturm geladen hatten und nach Venezuela bringen sollten, haben die Fahrt nicht überlebt", erzählt der 68-Jährige. Von minus 20 Grad auf plus 28 Grad haben die Knollen nicht mitgemacht.

In seinem neuen Buch erzählt er nicht nur anschaulich von einem Dschungel-Trip mit 50 Meter hohen Paranussbäumen, sondern auch von der Begegnung mit einem blinden Passagier. Einem großen kräftigen Kerl, der sich unbemerkt an Bord geschlichen hatte. "Der landete erst eingeschlossen in einer Kabine, dann zum Kochen in der Kombüse", erzählt der Autor, der zwei Jahre an seinem neuesten Werk gefeilt hat. Regelmäßig zieht es ihn noch heute ans Wasser - an die Elbe, Hafenluft schnuppern ...

Friedrich Heinrich Synold, "Seefahrt! Abenteuer in der Trampschifffahrt", ISBN: 978-3-7392-7114-9, Books on Demand