Von Susanne Holz

Reinbek
. Es gab kein Feuerwerk, keinen Fanfarenchor und auch keinen roten Teppich am Dienstagnachmittag im Reinbeker Rathaus. Dabei ist die Entscheidung, die dort gefällt wurde, tatsächlich eine kleine Sensation. Nach jahrelangen schwierigen und hitzigen Diskussionen um Sinn und Unsinn einer neuen Feuerwache, deren Standort und Ausstattung gibt es nun ein handfestes Ergebnis.

Es wird in unmittelbarer Nachbarschaft der TSV Reinbek eine neue Feuerwache geben und geplant wird sie von der Arbeitsgemeinschaft Jan Derveaux aus Berlin. Das Besondere: Reinbeks neue Vorzeigewache wird mit einer Holzfassade verkleidet. Das Architektenbüro setzte sich mit dieser Idee und anderen pfiffigen und gut durchdachten Ausgestaltungen unter 271 Entwürfen aus ganz Deutschland durch. Weitere Büros aus Berlin und Bremen belegten die Plätze zwei bis vier.

"Die Jury war sich in der letzten Runde absolut einig. Und das ist ein tolles Ergebnis", freut sich Bauamtsleiter Sven Noetzel. Der Endspurt war ein kreativer Marathon. Rund sechs Stunden dauerte es, bis die Fachjury aus sechs Architekten und fünf Reinbeker Politikern aus den letzten zwölf Entwürfen in mehreren Runden den Sieger gekürt hatte. "Das ist körperlich anstrengend. Aber die Diskussion unter den Jury-Mitgliedern lief absolut auf Augenhöhe und hat sehr viel Spaß gemacht", betont der Bauamtsleiter.

Die zwölf Endrunden-Entwürfe waren vor zwei Wochen der Öffentlichkeit im Reinbeker Rathaus präsentiert worden. Allerdings strikt geheim. Durchschnittlich hatte sich jeder der Besucher bis zu zwei Stunden in der Ausstellung aufgehalten, ernsthaft über jeden Entwurf diskutiert und gefachsimpelt und am Ende die Gelegenheit, seine Meinung zu jeder Wache schriftlich abzugeben. Die Feuerwehr selbst war am Ende sicher: Egal, welcher Entwurf das Rennen macht, wir haben auf jeden Fall gewonnen.

Der Siegerentwurf überzeugte die Fachleute unter anderem durch die durchdachte Trennung zwischen den An- und Abfahrtswegen. Im Einsatz kommen sich die in Privat-Pkw zum Einsatz eilenden Feuerwehrleute und die bereits ausrückenden Feuerwehrwagen nicht in die Quere. Alle Räume liegen so, dass im Notfall nicht wertvolle Sekunden durch unnötige Wege verloren gehen. "Zudem liegt das Gebäude auf dem Grundstück optimal. Die doppelte L-Form nimmt wenig Fläche ein", sagt Jury-Mitglied Heinrich Dierking, Fraktionsvorsitzender von Forum 21.

Die nun anstehenden noch detaillierteren Planungen werden die Stadt etwa 200 000 Euro kosten. Die Verwaltung hofft, dass die erste Entwurfsphase bis zu den Haushaltsberatungen 2016 im Oktober beendet ist. Läuft alles rund, erfolgt der erste Spatenstich Mitte 2017. Den ersten Einsatz wird die Feuerwehr Reinbek wohl nicht vor Anfang 2018 von ihrer neuen Wache aus fahren. Die Innenausbauten brauchen Zeit.

Die Politik wird noch darüber beraten müssen, ob Wohnungen auf dem Gelände entstehen sollen. Der Berliner Architekt hatte sie hinter der Wache mit einem großen Gemeinschaftsgarten positioniert. Der Gewinnerentwurf wird heute Abend im Rathaus um 19.30 Uhr vorgestellt. Die Mühe der anderen 270 Architektenbüros soll auch nicht umsonst gewesen sein. Alle Entwürfe werden im Rathaus öffentlich ausgestellt. Dabei ist gucken und reden ausdrücklich (!) erlaubt.