Reinbek
(daf).
Wenn zwei Jungs in ein anderes Leben schlüpfen, passieren abenteuerliche Dinge. Der eine sieht das erste Mal in seinem Leben ein Reh im Sachsenwald, der andere muss plötzlich beim Tauchen damit rechnen, dass ein Hai seinen Weg kreuzt. Max Freickert (15) aus Reinbek und Florian Robert (14) von der Insel La Réunion haben viel zu erzählen. Denn die Jungs haben mehrere Monate im Land des anderen verbracht.

"La Réunion liegt rund 700 Kilometer östlich von Madagaskar. Die Landschaft ist atemberaubend, es gibt dort schneeweiße Strände, türkisblaues Meer und dicht bewaldete Talkessel", schwärmt Max, der vier Monate auf der Insel zur Schule gegangen ist. Seine Eltern hatten anfangs Bedenken, ob die Insel nicht vielleicht etwas zu exotisch und weit weg für einen 14-Jährigen ist. Währenddessen hatte Florian Robert, den der Reinbeker über das Austauschprojekt Brigitte-Sauzay-Programm gefunden hatte, Gefallen an der Idee gefunden, nach Deutschland zu kommen. Über Skype lernten sich beide Familien kennen, der Austausch war schnell beschlossene Sache.

"In den ersten Wochen war alles schwer zu verstehen, aber Englisch, Mathe, Deutsch waren sehr einfach für mich", erinnert sich Max. Ein Lehrer, der vor zwölf Jahren aus Deutschland nach La Réunion gekommen war, erleichterte ihm das Einleben. "Nach der Schule waren Florian und ich manchmal Skaten", berichtet der 15-Jährige. Am aufregendsten fand er die schulfreien Tage. Mit seiner Gastfamilie wanderte er über die Vulkaninsel, picknickte oder war am Strand. "Leider gibt es viele Haie. Daher kann man nicht überall im Meer baden. Wir waren aber in geschützten Lagunen tauchen. Dort gibt es super schöne und bunte Fische. Das hat mich am meisten beeindruckt", sagt Max, der jetzt richtig gut Französisch spricht. Was er in den vier Monaten vermisst hat? Nichts - bis auf Schwarzbrot.

Die deutschen Essgewohnheiten sind für seinen Austauschpartner Florian noch ungewohnt. "Ich war sehr erstaunt, dass meine Gastfamilie Croissants mit Lachs zum Frühstück isst. Das würde bei uns niemand tun. Croissants sind in Frankreich immer süß", sagt der Franzose.

Er war ganz aus dem Häuschen, als er zum ersten Mal ein Eichhörnchen und ein Reh gesehen hat. Denn die gibt es in seiner Heimat nicht. "In Deutschland gibt es auch ganz andere Pflanzen. Zu Hause auf La Réunion haben wir nicht viel Wasser, die Pflanzen sind fast alle grün oder gelb, hier ist alles bunt, das gefällt mir gut." Und auch der Unterricht ist ganz anders. "Der Chemie- und Physikunterricht ist in Deutschland sehr spannend. Bei uns haben die Eltern Angst um ihre Kinder, sodass wir keinerlei Experimente im Unterricht machen dürfen. Selbst eine Neun-Volt-Batterie wird schon als Gefahr angesehen", erklärt Florian. Bevor es für ihn nach Hause geht, wird seine Familie nach Deutschland kommen und seine neue, zweite Heimat kennenlernen. Eins steht fest: Diese beiden Jungs bleiben in Kontakt.