Von Stephanie Rutke

Friedrichsruh.
Wer immer schon mal mit Otto von Bismarck ein Pläuschchen halten und durch den Sachsenwald schreiten wollte, hat nun die Gelegenheit dazu. Der KulturSommer am Kanal feiert in diesem Jahr vom 5. Juli bis zum 3. August sein zehnjähriges Bestehen und hat auch den Spaziergang mit der historischen Persönlichkeit im Programm. Bei einem theatralen Spaziergang in Friedrichsruh erleben die Zuschauer eine Begegnung mit dem Reichskanzler und seinem Förster. "Der KulturSommer spielt sich zunehmend in der Natur ab", erklärt Frank Düwel, Künstlerischer Leiter der Norden Theaterproduktion und verantwortlich für das Konzept und die Realisierung des Kulturevents.

Auftritt in gestärktem Hemd und schwarzem Gehrock

"Otto von Bismarck war eine spannende Persönlichkeit mit großem emotionalen Spektrum." Für die Rolle des Bismarck hat Düwel im Schauspieler Wolfgang Häntsch die ideale Besetzung gefunden. Mit seiner großen Statur und der sonoren Stimme lässt Häntsch die Person Bismarcks lebendig werden. Im gestärkten weißen Hemd und im schwarzen Gehrock, mit dichtem Schnauzbart und strengem Blick, sieht er dem ehemaligen Reichskanzler sehr ähnlich. Für die Rolle des Försters hat Düwel Mario Gremlich ausgesucht.

Quelle für die Dialoge der beiden Schauspieler sind die Erinnerungen zweier Förster Otto von Bismarcks, Peter Lange und Ernst Westphal, die ihre Memoiren veröffentlicht haben. Für Dr. Ulrich Lappenküper, Geschäftsführer der Otto-von-Bismarck-Stiftung, ist das Projekt mit den Schauspielern absolutes Neuland. Zur Vorbereitung hat er zusammen mit den Schauspielern nach dem passenden Weg für den Spaziergang gesucht.

"Beim ersten Mal haben wir uns tatsächlich im Wald verlaufen", erzählt der Historiker und lacht in Erinnerung daran. Beim zweiten Mal stand die Gruppe plötzlich vor einem Sumpf. Jetzt steht die Route für den rund 80-minütigen Spaziergang. "Der Weg führt über helle Lichtungen und dunkles Gehölz, es geht über breite Forstwege und schmale Pfade. An bestimmten Plätzen im Wald entwickeln sich bestimmte Gefühle und Emotionen, die im Zwiegespräch der Schauspieler deutlich werden", erklärt Düwel, der gern Orte bespielt, die eine ganz eigene Geschichte haben. So können die Zuschauer nachempfinden, worauf Bismarcks Liebe zur Natur und zum Sachsenwald beruhte. Die Stille und Abgeschiedenheit werden fühlbar mitten in der Natur.

Zunächst wird Mario Gremlich als Förster die Gäste in Empfang nehmen und in den Wald begleiten, wo "Bismarck" schon wartet. Dann startet der Spaziergang. Mit dieser Aufführung erleben die Zuschauer Theater ganz ohne Technik und Sound, ohne Licht und Bestuhlung. Gespielt wird bei fast jedem Wetter. Die Zuschauer sollen sich darauf einstellen und entsprechende Kleidung und festes Schuhwerk einplanen. Pro Spaziergang können 40 Gäste erleben, worüber sich Otto von Bismarck und sein Förster unterhalten und gestritten haben. Sie können sich auf viel Emotion freuen, denn wenn Häntsch als Bismarck richtig laut wird, hallt es durch den Sachsenwald.

Der theatrale Spaziergang "Bismarck und sein Förster" startet am Sonnabend, 25. Juli, und am Sonntag, 26. Juli, jeweils um 14.30 und um 16.30 Uhr. Karten (18 Euro, ermäßigt 15 Euro) gibt es per Vorbestellung unter