Von Susanne Tamm

Reinbek.
Jede Menge Entdeckungen konnten die Besucher des 40. Malerweekends im Rathaus gestern und am Sonnabend machen. Etwa 70 Künstler und Kunsthandwerker zeigten ihre Werke - und zwar weit mehr als nur Malerei: kunstvoll in Vogelform geschmiedete Türklinken, filigrane Glasgravuren, feine, leichte Papierskulpturen, die Fotografien imposanter Landschaften oder individuelle Ledertaschen.

Seit vier Jahrzehnten organisiert das Reinbeker Ehepaar Bärbel und Norman Müller-Rousseau die Ausstellung. "Wir bemühen uns immer, ein Drittel neuer Künstler und Kunsthandwerker zu gewinnen", sagt die Organisatorin. "Mittlerweile werden sie uns schon von unserer 'erweiterten Familie', den anderen Ausstellern, empfohlen."

Eine von ihnen, Sabine Geddert, enthüllt auch in ihrer Landschaftsmalerei den Clou erst auf den zweiten Blick: Beim Vorübergehen wirkten sie eher wie konservative Szenerien mit Feldern, Alleen oder hohem Wolkenhimmel. Doch davor blieben auffällig viele Besucher "hängen". So wie Ute Keil und Karin Staacke aus Tostedt vor dem Gemälde "Begegnung im Nebel": "Ich könnte stundenlang davor stehen und immer wieder etwas Neues entdecken", sagte Karin Staacke begeistert, "diese vielen Figuren!"

Tatsächlich: Bei näherem Hinsehen blickten plötzlich unzählige Wesen und Tiere aus den Gräsern, Büschen und Wolken hervor, die die Künstlerin mit monochromen Pinselstrichen in den Motiven versteckt hatte. Gekonnt spielt Sabine Geddert mit der Wahrnehmung und den Sehgewohnheiten der Betrachter. "Ich habe schon als Kind überall Figuren gesehen", sagte die Malerin. "Meine Bilder laden ein, innezuhalten und zu gucken, was man finden kann."

Wend Niemeier versteht sich aufs Drechseln. Auf seinem Tisch standen formschöne hölzerne Dosen und Kreisel und dazwischen: eine "Buttermaschine". "Die habe ich nach einem polnischen Vorbild gebaut", erläuterte der Drechsler. Man muss nur Sahne in das Glas füllen und wie beim Milchaufschäumen mit dem hölzernen Knauf auf und ab schlagen. "Das Gerät ist besonders in Kindergärten beliebt", erzählte der Kunsthandwerker. Die Vielfalt der Ausstellung begeisterte die Besucher immer wieder, beispielsweise die Barsbüttelerin Christa Bastein, die ein Aquarell mit Hühnern für ihre Küche ergattert hatte: "Hier findet jeder etwas", sagte sie.

Bärbel Müller-Rousseau indes tritt entrüstet Gerüchten entgegen, dass sie und ihr Mann die Organisation der Ausstellung abgeben wollen: "Damit versüße ich mir die schreckliche Jahreszeit im Winter. Das will ich auch im 41. und 42. Jahr noch machen!"