Von Dörte Hoffmann

Reinbek.
Dieses Angebot ist im Kreis Stormarn einmalig: Jeder Flüchtling, der in Reinbek ankommt, kann schon am darauffolgenden Dienstag mit einem Sprachkursus beginnen. So schnell wie möglich sollen sich die Menschen verständigen können, um schnell hierzulande Fuß zu fassen.

"Derzeit sind es 40 Menschen, die das Angebot der 15 Sprachlehrer nutzen", sagt Torsten Christ, Leiter des Amtes für Bürgerangelegenheiten. Was ihn besonders freut: Ende der Woche beziehen die Ehrenamtlichen neue Räume, die ihnen die Firma Amandus Kahl kostenfrei zur Verfügung stellt. "Dann haben wir eine richtige Sprachschule", freut sich Torsten Christ.

Einer, der das Angebot schon jetzt mit Freude nutzt, ist Schergo. Der 18-Jährige Syrer lebt seit Dezember letzten Jahres in Reinbek. Hier hat er ein Zuhause gefunden, muss nun keine Angst mehr vor Bomben, Schüssen und Bedrohungen haben. Dass er sich hier so wohlfühlt, hat er auch Marina Umlauff zu verdanken. "Er kam vor drei Monaten zu mir in den Alphabetisierungskursus, denn er musste ja von der arabischen Schrift umlernen auf die lateinischen Schriftzeichen", erzählt die ehemalige, langjährige Rektorin der Grundschule Mühlenredder. Sie gehört, genauso wie ihr Ehemann, zu den freiwilligen Helfern, die Flüchtlinge in der Stadt willkommen heißen.

Die Deutschkurse werden von Menschen aus verschiedenen Berufen angeboten. Ein nicht geringer Teil sind ehemalige Lehrer, einige von ihnen haben eine Ausbildung mit Schwerpunkt "Deutsch als Fremdsprache". Im Unterricht ist Schergo einer der fleißigsten Schüler.

Der junge Mann hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Ganz alleine ist er aus seiner Heimat geflüchtet. Seine Familie lebt im Nordosten von Syrien. Anfangs sei er schüchtern und ängstlich gewesen, hat Marina Umlauff beobachtet. "Mit zunehmendem Sprachvermögen wächst auch seine Sicherheit, sich in unserer Stadt und bei den Ämtern zu orientieren und für sich zu sprechen." Für drei Monate Unterricht könne er inzwischen gut Deutsch sprechen und ist ab August zum neuen Schuljahr in Ahrensburg bei den beruflichen Schulen angemeldet - ein zusätzlicher Ansporn für den jungen Syrer.

Familie Umlauff gibt ihm und auch den anderen Flüchtlingen ein wenig Nestwärme, denn ihre Familien fehlen ihnen sehr. Neulich hat die pensionierte Lehrerin für Mahmod aus Damaskus ein kleines Geburtstagspicknick im Schlossgarten organisiert. Auch er ist ohne seine Familie hier. Natürlich war auch Schergo mit von der Partie und ebenso Ahmad.

Die drei Flüchtlinge kennen sich durch die wöchentlichen Treffen im Jugendzentrum. "Schergo, Ahmad und Mahmod sind auch im Filmring aktiv", sagt die engagierte Reinbekerin. Die jungen Leute sind froh, in einem fremden Land Anschluss gefunden zu haben. Ihre Familien sind noch in Syrien und Libanon.