Wentorf
(st).
Wie selbstständig die Gymnasiasten lernen und sogar einen Projekttag organisieren - das konnten gestern Vormittag die Flüchtlinge erleben, die in Wentorf Zuflucht gefunden haben. Die Schüler hatten sie an den Hohlen Weg zum Projekttag Flucht und Vertreibung ins Gymnasium eingeladen. Gemeinsam gestalteten sie ein Willkommens-Transparent in verschiedenen Sprachen, mit vielen verschiedenen Flaggen und bunten Handabdrücken von allen Gästen. Diese freuten sich sehr über die Einladung. "Es macht Spaß mit den Schülern zusammen zu sein", sagte Bashkim Rrahmani. "Das sind alles sehr liebe Leute."

Während die Flüchtlinge in anderen Orten oft mit Widerständen und Ängsten zu kämpfen haben (siehe S. 22), gibt es in Wentorf durch den Runden Tisch Asyl bereits eine gut entwickelte Willkommenskultur. So haben Gymnasiasten schon eine AG gegründet. "Wentorfs einstiger Pastor Hauke Schröder hatte mich als Schülersprecher vor einem Jahr gefragt, ob ich mich nicht einmal mit den Eritreern und Syrern treffen will", erzählt der Abiturient Henrik Witt. "Aber damals hatte ich wegen der Schule einfach zu wenig Zeit. Deshalb hatte ich die Idee mit der AG." Unterstützung fand er bei dem Lehrer Julian Buchmann.

"Für die Flüchtlinge ist es wichtig, dass sie eine Möglichkeit haben, Wentorfer zu treffen", erläutert Henrik Witt. "Sie können kaum Deutsch, haben Angst vor Abneigung und leben sehr isoliert. Uns war wichtig, das unseren Mitschülern bewusst zu machen."

Mittlerweile engagieren sich etwa 20 Schüler in der AG. Sie helfen den Flüchtlingen beim Deutschlernen, kochen mit ihnen und spielen mit ihnen Fußball.

Alle AG-Mitglieder waren an der Planung des Projekttages beteiligt, berichtet Azra Kültür (17). Sie und sieben Mitschüler gingen durch die Klassen und leiteten Workshops zu verschiedenen Themen an. Die 17-Jährige sprach mit ihnen über Fremdenhass, die Gründe dafür und wie man ihm begegnet. "Alle Menschen haben Vorurteile", stellt Azra Kültür fest. "Aber vielen sind sie nicht bewusst. Sie zu erkennen, ist das Ziel." Sie selbst hat schon Erfahrungen mit Rassismus in ihrem Alltag gemacht, weil ihre Eltern aus der Türkei stammen. "Selbst Lehrer sagen: Toll, dass du trotz deiner Herkunft so gut in der Schule bist und ich frage mich: Warum trotz?"