Von Louisa Rascher

Reinbek.
Damit hatte vor einem Jahr noch niemand in Stormarn gerechnet. Der Kreis ist in weniger als einem Jahr schuldenfrei. Die letzten drei laufenden Kredite, die die Kreiskasse belasten, sollen bald abgelöst werden. Am Freitag entscheidet der Kreistag über die Vorlage, ein Beschluss gilt als sicher. In Norddeutschland ist das einmalig.

Möglich gemacht hat dies eine unerwartete Entwicklung am Finanzmarkt: Die Zinsen für zwei Kredite über insgesamt rund 4,5 Millionen Euro liefen Gefahr, teurer zu werden. "Das rechtfertigte für uns, die Kredite vorzeitig abzulösen", sagt Kämmerin Christiane Maas. Günstiger sei das nicht - aber der Kreis vermeidet so das Risiko, dass es teurer wird. Dazu kommt ein Kredit, der mit der letzten Tilgungsrate über 33 000 Euro ohnehin im Februar 2016 abbezahlt ist.

Im Jahr 2008 sah es für Stormarn noch düster aus: Die Schuldenrate hatte einen neuen Höchststand. Mit nahezu 50 Millionen Euro stand einer der reichsten Kreise Norddeutschlands bei den Banken in der Pflicht. Bei Kämmerin Maas klingelten die Alarmglocken. Landrat und Kreistag beschlossen, fortan eine Sparlinie zu fahren. Zudem wurde die Kreisumlage und damit die Last der Kommunen erhöht. "Seitdem haben wir keine neuen Kredite aufgenommen", sagt Maas. Der Verkauf der Müllverbrennungsanlage Stapelfeld, der Klinik in Bad Oldesloe und der beiden Altenheime in Reinfeld und Ahrensburg brachte dem Kreis dazu zweistellige Millionenbeträge ein.

Anders als in vielen Kreisen üblich, hat Stormarn die Erlöse dieser Veräußerungen nicht in neue Investitionen gesteckt, sondern in die Schuldentilgung - trotz hoher Steuereinnahmen in den Kommunen. "Ich bin froh, dass alle Politiker dem Sparkurs gefolgt sind", lobt die Kämmerin.

Auf die Schulter klopfen können sich aber eigentlich die Kommunen, sagte sie: "Wir finanzieren uns ja vor allem über die Kreisumlage." Als kleines Bonbon hatte der Kreis zuletzt eine Erhöhung des Hebesatzes um 1,5 Prozentpunkte auf 36 Prozent zurückgenommen. Damit wurden die Kommunen weniger belastet als angekündigt.

Daran knüpft Günther Herder-Alpen an. Der Vorsitzende des Reinbeker Finanzausschusses plädiert dafür, dass der Kreis mit seiner guten Ausgangslage nun die hoch verschuldeten Kommunen entlastet. "Jetzt ist Solidarität gefragt. Schließlich hat der Kreis seine Schulden mit dem Geld der Kommunen bezahlt", sagt der Grünen-Politiker. "Eine Absenkung der Kreisumlage wäre eine faire Maßnahme." Reinbeks Politik kratzt mit ihrer Finanzplanung an der Schulden-Marke von 30 Millionen Euro.

Doch auch Stormarn bleibt voraussichtlich nicht lang schuldenfrei. Allein für 2016 hat der Kreistag den Weg frei gemacht für neue Kredite über 5,7 Millionen Euro - wenn benötigt. Maas: "Die gute Finanzlage des Kreises hat vorerst keine direkten Auswirkungen auf die Kommunen."