Von Susanne Holz

Reinbek
. Der Protest gegen die Flüchtlingsunterkünfte im Reinbeker Stadtteil Krabbenkamp geht in eine nächste Runde. Die direkten Nachbarn der geplanten Wohncontainer haben am Mittwoch beim Ministerium für Inneres und Bundesangelegenheiten in Kiel einen Antrag auf Baustopp gestellt. Die bereits begonnenen Arbeiten sollten sofort abgebrochen werden, weil die rechtlichen Voraussetzungen nicht gegeben seien.

Grund: Die Stadt Reinbek habe die direkt angrenzenden Nachbarn verzögert informiert und am gesamten Verfahren nicht beteiligt. Genau das sehe Paragraf 72 der Landesbauordnung Schleswig-Holstein jedoch vor, wenn zu erwarten ist, dass öffentlich-rechtlich geschützte nachbarliche Belange berührt werden.

Die Stadt Reinbek, die das Schreiben an das Ministerium in Kopie erhielt, bleibt gelassen. "Wir sehen keine nachbarschützenden Belange verletzt", sagt Bauamtsleiter Sven Noetzel kurz und bündig. Deswegen sei es auch nicht erforderlich, die Bürger an dem Verfahren zu beteiligen. Trotz des Bürgerprotests gingen gestern die Arbeiten am Krabbenkamp weiter - die Versorgungsleitungen für die 16 bestellten Wohncontainer wurden verlegt. "Die Anlieferung ist noch für diesen Monat geplant", so Noetzel.

Schon bei einer Bürgerinformation Ende Mai war im Reinbeker Rathaus deutlich geworden, wie groß die Ängste und Bedenken einiger Krabbenkamper sind. 44 Flüchtlinge - alles Männer - im beschaulichen Stadtteil, das können sich viele nicht vorstellen. "Wir sind nicht generell gegen Flüchtlinge, aber 32 zusätzliche im Krabbenkamp, das ist einfach zu viel", sagt Uwe Horstmann. Nachbar Fritz Buchloh, der auch den Antrag auf Baustopp mit unterzeichnet hat, wird deutlicher. "44 Männer, die nichts zu tun haben, kommen auf dumme Gedanken. Wir wollen keine weiteren Flüchtlinge im Krabbenkamp." Zudem sei die Fläche einst als Freizeitfläche für die Krabbenkamper ausgewiesen worden. Schon mit dem Aufstellen der derzeit vorhandenen Asylunterkünfte sei man den Anwohnern damals in den Rücken gefallen.

Viele schimpfen jetzt auch auf die Politik, doch die habe mit der fehlenden Beteiligung der Bürger gar nichts zu tun, stellt Heinrich Dierking (Forum 21), Vorsitzender des Reinbeker Bauausschusses, klar. Auch er zeigte sich bei einem Termin vor Ort am Dienstag überrascht, dass bereits die Bagger rollten. "Ich finde es schade, dass die Stadt die Bürger nicht beteiligt hat. Ich dachte, diese mangelnde Informationspolitik hätten wir mit dem neuen Bürgermeister überwunden", so Dierking.

Bei Anwohner Fritz Buchholz löst das ein Ohnmachtsgefühl aus. "Es wird deutlich, dass ein Einzelner gar nichts ausrichten kann", sagt er.

Aus Kiel hatten die Unterzeichner bis gestern Abend noch nichts gehört. Fraglich ist jedoch, ob das Ministerium überhaupt der richtige Ansprechpartner ist. Da es sich um eine städtische Flüchtlingsunterkunft handelt, könnte auch die Untere Bauaufsichtsbehörde - also der Kreis Stormarn - der richtige Adressat für den Antrag auf Baustopp sein. Das müsse zuerst geprüft werden, so die zuständige Pressestelle in Kiel gestern gegenüber unserer Zeitung.

Während die einen verhindern wollen, dass überhaupt gebaut wird, gibt es zugleich zahlreiche Krabbenkamper, die die Flüchtlinge willkommen heißen. Sie sind sicher, dass es 800 Bewohnern gelingen wird, die Menschen zu integrieren. Bürgermeister Björn Warmer appellierte im Mai: "Wir haben neben der gesetzlichen Pflicht zur Unterbringung und Versorgung auch eine moralische Pflicht zur Integration der Flüchtlinge." In Sachen Baustopp äußerte er sich gestern nicht.