Von Carsten Neff

Reinbek.
Großeinsatz der Rettungskräfte im Schulzentrum Mühlenredder: Nach einem Experiment mit Lithium und Wasser haben Schüler gestern im Chemieunterricht schwere Atemwegsreizungen erlitten. Fünf Jugendliche wurden mit Rettungswagen vorsorglich in Krankenhäuser transportiert.

Gegen 11 Uhr experimentierten die Neuntklässler im Chemieraum mit dem Alkalimetall, das in Berührung mit Wasser Lithiumhydroxid und hochentzündlichen Wasserstoff freisetzt. Eine Schülergruppe hat die Anordnung der Lehrerin missachtet und das Lithium wieder aus dem Wasser gefischt. Dabei wurden Gase frei und durch einige Schüler eingeatmet. Das Lithiumhydroxid gilt als ein starker Reizstoff für die Atemwege.

Zahlreiche der 23 Schüler klagten daraufhin über Beschwerden, einige bekamen starke Hustenanfälle, die auch im Freien nicht nachließen. Der Rettungsdienst war mit fünf Krankenwagen und einem Notarzt im Einsatz. Die Freiwillige Feuerwehr Reinbek rückte ebenfalls an.

"Die Polizei prüft nun, ob seitens der Lehrerin möglicherweise der Straftatbestand der fahrlässigen Körperverletzung erfüllt sein könnte", so Holger Meier, Sprecher der Polizeidirektion Ratzeburg.

"Die Lehrerin war während des Versuchs im Chemieraum und hat klare Versuchsanweisungen erteilt", stellt sich der kommissarische Schulleiter Thomas Diedrich hinter die Fachkollegin, eine promovierte Chemikerin. Bei dem Versuch handele es sich um ein gängiges Experiment (siehe rechts), das ab der fünften Klasse in der Sekundarstufe I auch als Versuch von den Schülern selbst durchgeführt werden könne.

Der Unterricht an der Schule wurde fortgesetzt. Die Eltern sollen über den Vorfall ausführlich informiert werden, betont der Schulleiter. Zudem werde der Unfall im Chemieunterricht mit den Schülern nachbereitet.

"Wie der Unterricht gestaltet wird, liegt in der Hoheit der Schule", so Andrew Orrie, Sicherheitsbeauftragter in der Deutschen gesetzlichen Unfallversicherung, die Schulen mit dem "Gefahrstoff-Informations-System Schule" Regeln für Sicherheit an die Hand gibt. Schulleiter Diedrich hat hier eine klare Haltung: "Wir wollen auch künftig naturwissenschaftliche Experimente durchführen, statt nur trockene Theorie zu vermitteln."