Von Louisa Rascher

Wohltorf.
Über einen unerwartet schnellen Erfolg freut sich Dr. Jürgen Perschon. Der Wohltorfer hatte vor weniger als acht Wochen in unserer Zeitung zu Spenden für sogenannte Fahrradambulanzen aufgerufen. 4000 Euro mussten mindestens zusammenkommen. Jetzt kann das Entwicklungshilfeprojekt in Ostafrika starten.

Zusammen mit dem Verein "Wohltorf-Iganga-Freundschaft" will er dafür sorgen, dass die Müttersterblichkeit in der Region Iganga in Uganda erheblich sinkt. Dazu brauche es erst mal kaum mehr, als stabile Fahrräder mit Anhängern, ist Perschon sicher. Weil in vielen ländlichen Gebieten Afrikas das Fahrrad das einzig gängige Verkehrsmittel sei, könne man es zu einer Dorfambulanz umbauen. Denn oft seien die Räder schlecht ausgerüstet und instabil. "In den entlegenen Gebieten ist es aber die einzige Möglichkeit, schnellen Zugang zu medizinischer Versorgung zu bekommen", sagt Perschon, der mit seiner gemeinnützigen Organisation "Europäisches Institut für nachhaltigen Verkehr" (Eurist) Projekte zur nachhaltigen Mobilisierung in ärmeren Regionen der Welt fördert.

In Uganda ist sein Ansprechpartner die Nichtregierungsorganisation Fabio (First African Bycicle International Organisation), die es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Fahrrad als Alternative zu fehlenden motorisierten Transportmitteln zu etablieren.

Für die Fahrradambulanz braucht es nicht mehr als ein sehr stabiles Rad und einen belastbaren Anhänger. Auch bei schwierigen Wegverhältnissen können so Verletzte oder Hochschwangere sicher zum nächsten Gesundheitszentrum gebracht werden. In Städten ist es ein Krankenhaus, auf dem Land eine Art Dorfpraxis.

Die rund 4000 Euro für die ersten Modelle sind zusammengekommen, allein Fahrrad Marcks aus Bergedorf hatte 500 Euro beigesteuert. Der Spendenerfolg setzt nun eine ganze Kette an Ereignissen in Bewegung. "Das Geld geht in der nächsten Woche an die Organisation Fabio, die den Bau der ersten Räder in Auftrag gibt", sagt Dr. Jürgen Perschon. "Auch unsere Mitarbeiter sind vor Ort. Gemeinsam mit Fabio werden wir vier Gesundheitszentren auf dem Land aussuchen, die die Ambulanzen testen sollen." Bei einer bevorstehenden Geburt könne die Ambulanz dann per Notruf bestellt werden. Von dem Geld soll außerdem eine E-Bike-Ambulanz getestet werden. Sie besteht aus dem sogenannten Buffalo-Bike, einem solarbetriebenen Fahrrad mit hoher Ladekapazität, das mit bis zu 200 Kilogramm belastet werden kann. Dies werde in Afrika produziert und sei mit lokalen Ersatzteilen leicht zu reparieren. "Wir müssen es aber vor Ort testen. Etwa, ob die Batterie den klimatischen Bedingungen standhalten kann und ob die Benutzer pfleglich damit umgehen", sagt Perschon. Er selbst werde sich im Sommer ein Bild davon machen.

Auch in Deutschland geht die Arbeit für Jürgen Perschon weiter. Als Pate konnte er schon vor zwei Jahren Fernsehmoderator Jörg Pilawa gewinnen, der viel durch Ostafrika gereist ist. "Ein einfaches Fahrrad bedeutet in Afrika die Chance, die Lebenssituation einer ganzen Familien zu verbessern", ist Pilawa sicher. Im Herbst nimmt Perschon für seine Organisation an einem parlamentarischen Abend des Bundestags zum Thema Mobilität und Infrastruktur in Afrika teil, stellt die aktuell anstehenden Projekte vor und entwickelt Ideen zur Mobilisierung ärmerer Regionen. "Außerdem hoffen wir, uns im Dezember bei der ZDF Spendengala vorzustellen."

Wer das Projekt direkt unterstützen möchte, kann an Eurist bei der Hamburger Sparkasse, IBAN DE91 200 505 50 1393 1255 86, BIC HASPDEHHXXX, unter dem Stichwort "Fahrradambulanz" spenden.

Weitere Informationen über die Arbeit der Organisation im Internet unter