Reinbek
(st).
Gedichte im Wettstreit mit anderen vortragen: Das ist alles andere als spießig. Im Gegenteil - unter dem Titel "Poetry-Slam" ist das sogar sehr angesagt. Wortgewandt und cool konnten jetzt auch die beiden Reinbekerinnen Svea Gross (16) und Zoe Hars (15) beim Landesentscheid in Kiel im ausverkauften Club "Die Pumpe" jeweils zwei ihrer Texte präsentieren. Mit Erfolg: Svea Gross slammte sich im U20-Wettkampf auf einen beachtlichen dritten Platz, Zoe Hars ergatterte Rang sechs.

"Die Stimmung war super", erzählte Svea Gross gestern. Sie sei zwar aufgeregt gewesen, "aber das gehört dazu, das braucht man auch zum Performen. Ich nehme die Stimmung des Publikums während des Auftritts schon sehr wahr. Ich merke, ob ich meine Zuhörer erreiche und kann darauf reagieren". Je nach Atmosphäre gestalte sie ihren Vortrag lebhafter oder ruhiger. "Das lernt man mit der Zeit", plaudert sie aus dem Nähkästchen. Dabei hat sie gerade einmal vor einem halben Jahr mit dem Slammen begonnen. "Ich bin aber in dieser Zeit auch schon sehr oft aufgetreten", erzählt sie. "Ich habe schon viele verschiedene Zuhörer, auch in Hamburger Clubs, erlebt." Zuletzt hatte die 16-jährige Gymnasiastin im Halbfinale im Reinbeker Schloss abgeräumt und alle neun Mitstreiter aus dem Feld geschlagen.

In Kiel traten am Donnerstagabend insgesamt neun junge Lyriker an. In drei Vorrunden qualifizierte sich die junge Reinbekerin mit ihren zwei Texten "Kreidezeit" und "Zeit raffen" für die Endrunde. Darin geht es um die unterschiedliche Zeitwahrnehmung der Menschen. "Einige trauern ewig der Vergangenheit nach, die anderen leben für die Zukunft", erläutert die Slammerin. "Kreidezeit" hingegen sei ein Gedicht über das Erwachsenwerden. "Ich stehe auf der Straße, zwischen ihr und dir mit mir allein. Weder mal' ich, noch laufe ich, bin noch nicht groß und auch nicht mehr klein." Die Zehntklässlerin erklärt: "Es dreht sich um das Gefühl, zwischen den Lebensphasen zu stecken."

Die Ideen für ihre Texte hält sie anfangs in Notizen fest. "Ich schreibe eigentlich immer an ihnen herum", erzählt Svea Gross. Bis alles sitzt, braucht sie etwa einen Monat. Auch die Performance übt sie. "Ich trage das in meinem Zimmer so oft vor, bis alles passt", verrät sie. Unterstützung bekommt sie dabei von ihrer besten Freundin Zoe Hars: "Wir kritisieren uns gegenseitig." Gerade arbeitet sie an einem neuen Text. Denn in zwei Wochen startet sie bei der Deutschen Meisterschaft in Regensburg. "Ich glaube nicht, dass ich über die Vorrunde hinauskommen werde und Gelegenheit habe, einen zweiten Text vorzutragen", sagt sie bescheiden. Wir werden sehen.