Von Susanne Tamm

Reinbek.
Die Mütter und Väter der ASB-Kita Weltensegler sind in Aufruhr. Wie Elternsprecher Jan Fischer berichtet, wurde er in den vergangenen Tagen mit Fragen bestürmt, weil die Eltern gehört hatten, dass die Reinbeker Politiker die Geschwisterermäßigung für die Kinderbetreuung im Grundschulalter auf den Prüfstand stellen. Heute Abend wollen sie für die Sitzung des Sozialausschusses im Rathaus auflaufen.

"Hier versucht die Stadt Reinbek, eine kalte Herdprämie einzuführen, die den Anspruch einer verbesserten Vereinbarkeit von Beruf und Familie konterkariert und letztendlich den beruflichen (Wieder-)Einstieg hauptsächlich von Frauen torpediert", kritisiert Jan Fischer.

Hintergrund: Bisher hat Reinbek die Geschwisterermäßigung bei der Kinderbetreuung freiwillig auch Familien gewährt, deren Kinder die Kita und die Offene Ganztagsschule besuchen. Jetzt will der Sozialausschuss darüber beraten, diese freiwilligen Zuschüsse nur noch an Familien zu geben, deren Nachwuchs entweder nur in der Kita oder in der OGS betreut wird. Ausgenommen werden sollen Familien, die unter die Sozialstaffel fallen. Denn die Verwaltung hatte festgestellt, dass die Geschwisterermäßigung die Stadt Reinbek mit rund 260 000 Euro doppelt so teuer kommt wie kalkuliert.

Wenn die Ermäßigung gekippt wird, leiden darunter vor allem junge Familien aus der Mittelschicht, so Fischer. "Dies bedeutet für eine große Zahl junger Familien, deren älteres Kind schon in die Schule geht, während die jüngeren Geschwister noch im Kindergarten sind, eine deutliche Kostensteigerung von mindestens 230 Euro Monat für Monat - bei einem Ganztagsplatz in der ASB Kita." Hat die Familie mehr als zwei Kinder, sind die Auswirkungen noch gravierender. "Hier beträgt die Kostensteigerung 340 Euro monatlich, das sind 4000 Euro im Jahr: Kinderreichtum wird bestraft", stellt Fischer fest. Auch er, seine Frau Stefanie und die Söhne Aleksi (6) und Matti (4) kämen nach den Sommerferien in die Situation, auf die Ermäßigung verzichten zu müssen, wenn die Politik den Rabatt kippt. "Das würde auch bei uns einiges ausmachen", sagt Stefanie Fischer, die in Teilzeit als Finanzcontrollerin arbeitet. "Wir haben das genau durchkalkuliert. Das würde schon weh tun." Bei einigen Familien sei es denkbar, dass sie auf die OGS verzichten würden und eine günstigere Halbtags-Kita wählen. "Die Stadt hat die Ganztagsschule verlässlich ausgebaut", sagt Jan Fischer. "Was nützt das, wenn sie sich keine Familie mehr leisten kann?" Ihre Bedenken hat die Elternvertretung auch den Mitgliedern des Sozialausschusses und der Verwaltung per Brief mitgeteilt. Heute Abend wollen die Eltern in die Sitzung kommen, um ihnen Nachdruck zu verleihen.