Wentorf
(sho).
Manchmal ist es eine einzige Frage, die einen Stein ins Rollen bringt und einem Leben eine interessante Wende gibt. Im Fall von Wolfgang Warmer (70) war es eine junge Demonstrantin, die ihn Anfang der 1970er-Jahre wachgerüttelt hat. Als junger Polizist wollte er sie bei Straßenunruhen davon überzeugen, dass man nicht mit Gewalt, sondern vielmehr mit Politik die Welt verändert. Seelenruhig schaute sie ihn an und fragte: "Und Sie? Was machen Sie?" Wenig später war der Wentorfer Mitglied der SPD - und ist der Partei bis heute treu geblieben.

Immer vorn weg hat er zwar nicht die ganze Welt, immerhin aber seine eigene Gemeinde verändert. Nun aber ist der 70-Jährige in die zweite Reihe zurückgetreten, ist zu den Vorstandswahlen der Wentorfer SPD nicht mehr angetreten. Als neuen Vorsitzenden wählten die Genossen Wolfgang Jurksch (51), der für Sozialdemokraten bereits in der Kreistagsfraktion sitzt. Sibylle Hampel (55) ist seine Stellvertreterin.

"Man muss zu gegebener Zeit den Jüngeren das Feld überlassen. Wenn man an den interessanten Posten kleben bleibt, haben die sonst irgendwann keine Lust mehr, sich zu engagieren", meint Warmer. Mit Freude beobachtet er, wie selbstbewusst und gut Andrea Hollweg (44) die Fraktion führt - eine Position, die er selbst über Jahre innehatte. "Am meisten freue ich mich und bin geradezu stolz, wenn man mich auf's Kreuz legt und mich mit guten Argumenten schlägt. Dann habe ich alles richtig gemacht", so Warmer. Auch die Quote in der Fraktion stimmt ihn froh. Sechs von zehn Mitgliedern sind Frauen. Jedoch: "Das Durchschnittsalter der Genossen liegt bei 58 Jahren. Das ist zu hoch. Da muss was geschehen."

Noch lebhaft erinnert sich der 70-Jährige an seine politischen Anfänge. Hoch her ging es da in der Gemeindevertretung. Nicht nur kommunale Interessen, sondern auch bundespolitische Themen wurden heiß diskutiert. Etwas, das er sich auch heute wieder wünschen würde - nicht Klein-Klein, sondern ein Denken in größeren Maßstäben. Auch wenn sich die SPD oft der CDU-Mehrheit beugen musste, die Diskussionen seien immer fruchtbar, spannend und interessant gewesen. "Man muss nicht immer einer Meinung sein, sich aber Mühe miteinander geben", sagt Warmer. Nach mehr als 40 Jahren Engagement ist er noch immer sicher: Nicht mit Gewalt, sondern Politik gestaltet man die Welt. Sein Appell: Junge Leute, engagiert Euch.