Wentorf
(kb).
Als Wulf Sorge vom Runden Tisch Asyl beim Sportclub Wentorf (SCW) nachfragte, ob einer der Asylbewerber, in einer Herrenmannschaft mit Fußball spielen dürfe, sagte Trainer Slavec Rogowski (33): "Klar, er soll kommen." Als er ihn dann an einem Trainingstag vor sechs Wochen der Anruf erreichte: "Hier sitzt einer seit einer Stunde und wartet auf den Coach", flitzte er hin und dort saß Bahaa Alsaek. "I would like to make training", sagte der 26-jährige Syrer, es gab eine Vorstellungsrunde mit den anderen "Jungs" der 2. Herren und schon ging's los.

"Er hat seitdem nicht ein Training verpasst, ist ins Team aufgenommen und hat sich toll integriert. Neulich haben wir gegen die TSG Bergedorf gespielt, er hatte eine Spielerlaubnis und hat gleich zwei Tore geschossen. Das war richtig klasse", berichtet Rogowski. Er habe das auf facebook gepostet und nach kaum 24 Stunden 7000 Klicks und Reaktionen, auch von weit über Wentorfs Grenzen hinaus, bekommen. "Was geht denn hier ab?", habe er sich gefragt. "Da haben wir was richtig gemacht", freut er sich. "Ich habe von Anfang an ein gutes Gefühl gehabt. Bahaa ist das Puzzlestück, das uns für eine tolle Mannschaft gefehlt hat. Er hat seine Familie verloren und 25 Brüder gewonnen", sagt Rogowski.

Ein großer Teil dieses Erfolges ist ihm geschuldet. Denn ihn erinnerte Bahaas Situation an die eigene Geschichte. "Ich bin 1989 mit meinen Eltern aus Polen geflohen, in der Berzeliusstraße im Flüchtlingsheim gelandet. Über den Fußball hab' ich unter anderem schnell deutsch gelernt", erinnert sich der Verkaufsleiter, der als Coach "Papa" und Bruder der 2. Herren mit einem Altersschnitt von gut 19 Jahren ist. Klar habe er für Bahaa gesprochen.

"Der Coach hat ihn mitgebracht. Er hat sich bewährt, ist nett, macht toll mit", bestätigt Lionel Bennett (19). Batuhan Kabaktepe (17) ergänzt: "Es ist gut, wenn man in eine Gemeinschaft gehen und Freunde finden kann, wenn man allein in einem fremden Land ist." Integration über Fußball sei die beste Möglichkeit Menschen kennenzulernen, sagt Yannik Ahlers (18). "Fußball braucht keine Sprache."

Bahaa Alsaek ist einfach froh, angekommen zu sein. Die Odyssee, die er auf sich nahm, weil er keinen Militärdienst absolvieren wollte, führte ihn über Beirut, Istanbul, Brasilien und Portugal nach Deutschland. Sein Anwalt macht ihm große Hoffnung, dass sein Asylantrag positiv entschieden wird. Dann will er schnellstens richtig deutsch lernen, dafür sorgen, dass sein Studium in französischer Literatur anerkannt wird und er seine Ausbildung um den Master in Medien und internationalen Verbindungen vervollständigen kann.