Von Kerstin Völling

Reinbek.
Aufnahme von Flüchtlingen ja - aber nicht immer am Krabbenkamp. Das zumindest forderten einige Anwohner in der kommunalpolitischen Fragestunde der jüngsten Stadtverordnetensitzung. "Wir haben aus der Zeitung erfahren, dass der Bebauungsplan geändert werden soll, damit in unserer Nachbarschaft zwei Wohncontainer für 32 neue Asylbewerber aufgestellt werden können", erklärte ein Krabbenkamp-Bewohner. Nun liege gar ein dementsprechender Antrag der Verwaltung vor, bei den bestehenden Unterkünften, Container aufzustellen. "Wir bekommen 25 Prozent der Neuzugänge, die restlichen infrage kommenden Unterbringungsorte Reinbeks jeweils nur drei Prozent", rechnete der Anwohner vor. "Gehen Sie den Weg des geringsten Widerstands? Und warum hat man uns nicht informiert?", fragte er Bürgermeister Björn Warmer.

Der Verwaltungschef antwortete: "Wir sind über diese Lösung auch nicht glücklich, aber der Stadt stehen nur noch wenige eigene Flächen zur Verfügung." Da Reinbek zusätzliche Flüchtlinge zugewiesen bekommen habe, stünde hauptsächlich der Krabbenkamp als kurzfristige Lösung zur Verfügung. "Wir beabsichtigen nicht, die Container dort dauerhaft aufzustellen", betonte Warmer. Im Übrigen gebe es den Weg des geringsten Widerstandes nicht. Warmer: "Wir haben das Stadtgebiet geprüft. Und eine umfassende Information der Bürger war aufgrund der Dringlichkeit nicht möglich." Er forderte erneut dazu auf, der Stadtverwaltung Wohnungen zu melden, in denen Flüchtlinge untergebracht werden könnten.

Bernd Uwe Rasch (FDP) wies darauf hin, dass das Beteiligungsverfahren an der Änderung des Bebauungsplans erst komme. "Dann können Anwohner ihre Bedenken vortragen", so der Fraktions-Chef. Dass die Vorlage keine drei Wochen alt ist, zeige, wie dringlich das Thema sei.

Günther Herder-Alpen (Grüne) erklärte: "Wir brauchten schnell eine temporäre Lösung und haben es uns dabei nicht leicht gemacht." Er plädiere für eine zusätzliche Informationsveranstaltung. Für die Standortgegner formulierte der parteiunabhängige Klaus-Peter Puls: "Ich werde dagegen stimmen, weil eine Änderung des Bebauungsplans auf eine dauerhafte Lösung hindeutet. Und ich will keine dauerhaften Unterbringungsmöglichkeiten."

Auch hinterm Freizeitbad werden Unterkünfte erstellt

Forum 21 befürchtete gar das Entstehen "großer Wohnanlagen für Flüchtlinge" am Krabbenkamp. Die Stadtverordneten stimmten jedoch mit 19 Ja- und fünf Nein-Stimmen für den Verwaltungsantrag. Der Antrag der Grünen, diese Wohncontainer so schnell wie möglich durch mobile Wohnheime zu ersetzen, wurde mit 15 Nein-, fünf Ja-Stimmen und vier Enthaltungen abgelehnt.

Bald werden auch auf der Freifläche hinter dem Freizeitbad neue Unterkünfte für Flüchtlinge entstehen. Die Stadtverordneten genehmigten mit großer Mehrheit einen Vorschlag der Verwaltung, für das Gebiet zwischen dem Sportpark (Soltaus Koppel) und der Hermann-Körner-Straße den Bebauungsplan dementsprechend zu ändern.

Lediglich Forum 21 und der parteiunabhängige Klaus-Peter Puls stimmten dagegen. "Das Gebiet liegt viel zu weit weg vom Stadtkern", argumentierte Puls. Außerdem befürchte er, dass auch hier eine Änderung des Bebauungsplans eine dauerhafte Wohnbesiedlung nach sich ziehe. Ähnlich argumentierte Heinrich Dierking (Forum 21): "Außerdem handelt es sich um eine der letzten grünen Oasen Reinbeks. Sie würde durch eine derart intensive Nutzung auf immer zerstört werden." Bernd Uwe Rasch (FDP) und Günther Herder-Alpen (Die Grünen) betonten, dass die Wohnnutzung durch die Flüchtlinge nur eine vorübergehende sei. Der SPD-Vorsitzende Volker Müller meinte, es sei völlig gleichgültig, ob es sich um Reinbeks letzte Grünfläche handele: "Da sind Menschen in Not, und denen müssen wir helfen!"