Von Katrin Bluhm

Reinbek
. Auf die Idee, sich ehrenamtlich bei fördern & wohnen (f&w) in Sachsenwaldau zu engagieren, sind Monika (62) und Michael Krüger (63) über Umwege gekommen. Jetzt möchten die beiden die Vormittage, die sie in Ohe mit den Menschen mit Suchterkrankungen verbringen, nicht mehr missen.

"Wir haben viel Glück im Leben gehabt. Davon möchten wir etwas zurückgeben", sagt der pensionierte Hafenfacharbeiter. "2013 haben wir zuerst bei der Hamburger Winternothilfe nachgefragt. Dort war aber nichts frei. Dann haben wir den 'anderen Spaziergang mit Hinz und Kunzt' mitgemacht und sind so an fördern und wohnen gekommen", erzählt Monika Krüger.

Ihre Anfrage bekam Arijane Grant in Sachsenwaldau auf den Tisch. "Ich habe Krügers sofort angerufen und sie gefragt, ob sie sich vorstellen können, mit suchtkranken Menschen zusammen zu sein", sagt sie. "Wir haben keine Berührungsängste", unterstreicht Michael Krüger. "Früher im Hafen bekamen wir häufig über die Admiralitätsstraße Tagelöhner geschickt. Das waren oft Obdachlose und viele hatten ein Alkoholproblem."

Seine Frau hat Erfahrungen mit Suchtkranken in der JVA Neuengamme gesammelt. Dort hat die Hausfrau ein Jahr über die Therapiehilfe in der Drogenberatung beim Spritzentausch gearbeitet.

In Sachsenwaldau bringt sie "Tagestruktur" in den Alltag der Klienten, die den Vormittag entweder aufgrund ihres Alters oder persönlicher Einschränkungen im zentralen "Café In Takt" verbringen. "Wir reden ein bisschen, spielen, malen oder gehen spazieren", berichtet die Wentorferin. Ihr Mann engagiert sich in der Holzwerkstatt. Er freut sich sehr, dass die Menschen mittlerweile Vertrauen gefasst haben. "Anfangs haben sie mich schon ein bisschen misstrauisch beäugt und ich wusste auch nicht so genau, wie ich ihnen begegnen sollte - außer unvoreingenommen und respektvoll", sagt Michael Krüger.

Arijane Grant ist glücklich über diese Unterstützung und wünscht sich viel mehr Menschen, die ein bisschen Zeit investieren. "Egal, ob jemand sich mit einem einzigen Klienten trifft oder ihn begleitet, wie eine alte Dame, die mit einer Klientin ins Museum geht oder ein anderer, der am PC hilft", sagt sie. Ihr ist wichtig zu betonen, dass das Engagement für die Ehrenämtler keinerlei Risiko birgt. "Es gibt eine Schulung und Begleitung. Wichtig ist auch, dass es keine Gewalt in Sachsenwaldau gibt, weder verbal noch tätlich. Beides wäre ein Grund, dass ein Klient unsere Eingliederungseinrichtung verlassen muss", unterstreicht sie.

Gewalt ist dem Ehepaar Krüger bei ihrem Engagement bislang nie begegnet. "Im Gegenteil. Die Menschen sind eher schüchtern, zurückhaltend und misstrauisch. Wer weiß, was sie alles durchgemacht haben", sagt er und fügt noch hinzu: "Sie haben einfach großes Pech gehabt."

Wer Interesse an einer ehrenamtlichen Mitarbeit in Sachsenwaldau hat, erreicht Arijane Grant unter der Telefonnummer (0 40 14) 97 13-17.