Von Susanne Holz

Reinbek
. Traditionell kann jeder. Das Feinkostunternehmen Grossmann hingegen geht bei der Suche nach pfiffigen Auszubildenden jetzt einen anderen Weg, als den der klassischen Stellenausschreibung. Junge Leute, die auf der Internetseite (

"Die Auszubildenden sprechen die Sprache ihrer Altersgenossen und wissen, wodurch diese sich angesprochen fühlen", sagt Personalleiter Rainer Wiedemann. Er ist von dem Film, den die Lehrlinge zusammen mit einer Produktionsfirma eigenständig konzipiert und gedreht haben, begeistert. "Zwei Drittel aller Bewerbungen, die bei uns eingehen, beziehen sich im Anschreiben auf den Film", hat der Personalchef festgestellt. Wichtig waren ihm und den jungen Leuten, dass nichts künstlich, gestellt oder wie abgesprochen wirkt.

"Über Filme im Internet, die zu professionell wirken, lachen wir eher", sagt Claudia Reek. Die 25-Jährige ist nach ihrer Ausbildung übernommen worden, steht im Film vor der Kamera und hat sogar die Sprecherrolle übernommen.

Die positiven Ausbildungsbedingungen bei Grossmann, die sie im Film herausstellen, bestätigen die Darsteller auch im persönlichen Gespräch. "Ich finde es toll, wie wir hier integriert sind. Vom ersten Tag an durfte ich sehr viel selbst machen, lerne alle Abteilungen kennen. Selbst auf Messen bin ich mit dabei", sagt Marcia Weiß. Die 21-jährige Ratzeburgerin wird zur Industriekauffrau ausgebildet, absolviert ihr drittes Lehrjahr.

"Ein respektvolles Miteinander, als Azubi ernst genommen werden, Erfahrungen sammeln dürfen und breit aufgestellt ausgebildet werden, das wünschen sich die meisten Auszubildenden", sagt Melanie Beck, Berufsberaterin der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe. Doch nicht überall wird das so ernst genommen, wie bei dem Reinbeker Unternehmen. "Viele brechen ihre Ausbildung ab, weil sie überspitzt gesagt nur Kaffee kochen oder die Werkstatt ausfegen dürfen", weiß sie aus Erfahrung.

Claudia Reek, Marcia Weiß und den anderen Auszubildenden lag es deshalb am Herzen, in ihrem Film eine Botschaft ganz besonders herüberzubringen: "Wir fühlen uns hier wohl", so Reek.

Dass es sich auch lohnt, dem Nachwuchs etwas zuzutrauen, merkt Rainer Wiedemann täglich. "Die heutige Jugend ist selbstbewusst, interessiert, sehr flexibel und hat beispielsweise eine hohe IT-Affinität", so der Personalchef, der seit 30 Jahren die richtigen Bewerber sucht.

Dabei sei er nicht ein "akribischer Notengucker", sondern achte auch sehr darauf, was für ein Mensch vor ihm steht. Was für Interessen hat er? Übt er beispielsweise ein Ehrenamt aus? Passt er ins Unternehmen? "Wenn ein eher schüchterner Schulabgänger nach drei Jahren im Unternehmen selbstbewusst in den Raum kommt und viel gelernt hat, weiß ich, dass wir alles richtig gemacht haben", sagt Wiedemann.