Verkehrssicherheit: Rolf Loose (66) unterzieht sich freiwillig einer zweiten Führerscheinprüfung

Die Seniorenmesse im Reinbeker Schloss hat sich das Thema Verkehrssicherheit im Alter auf die Fahnen geschrieben. An diesem Wochenende (18./19. April) können die Besucher an zwei Tagen beispielsweise an einem Simulator ihre Fahrtüchtigkeit und Reaktionsfähigkeit testen. Rolf Loose, Mitglied des Seniorenbeirates, ist zwei Tage vorher noch einen Schritt weitergegangen. Der 66-Jährige stellte sich dem Praxistest und buchte eine Stunde in der Fahrschule von Marcus Weber an der Gutenbergstraße. Eine Prüfung auf Herz und Nieren - 48 Jahre nach der offiziellen Führerscheinprüfung.

Dass neben ihm nicht nur Fahrlehrer Peter Klatt (52), sondern auf der Rückbank auch Kurt Martens (70) und die Presse Platz genommen haben, bringt den Senior nicht aus der Ruhe. Souverän fährt er im Gewerbegebiet vom Hof und startet das Abenteuer Fahrschule. "Ich lasse meine älteren Fahrschüler erst mal fünf Minuten einfach fahren und mache mir so ein erstes Bild", erklärt Klatt, während sein Senior-Fahrschüler aus dem Gewerbegebiet raus Richtung Sachsenwaldstraße fährt.

Wenig später heißt es hinter dem Einkaufszentrum Schönningstedt "Bitte rechts abbiegen". Bei einer realen Prüfungssituation würde jetzt wohl schon ein kleines, rotes Lämpchen leuchten. "Mir ist aufgefallen, dass sie gar keinen Schulterblick mehr machen", sagt Fahrlehrer Klatt. Erfahrungsgemäß vergessen den viele ältere Autofahrer. "Die meisten deshalb, weil sie nicht mehr so beweglich sind und sich nicht mehr umdrehen können", weiß der 52-Jährige. Bei Rolf Loose jedoch ist das nicht der Grund. Der 66-Jährige ist mobil und topfit. "Das gibt's doch nicht. Den Schulterblick übe ich beim Sport regelmäßig, und nun merke ich, dass ich den in der Praxis gar nicht mehr mache", sagt der erfahrene Fahrer, den die Beobachtung des Fahrlehrers verdutzt.

Auch an der Wohltorfer Straße zeigt sich, dass sich im Laufe der Zeit kleine Nachlässigkeiten hinter dem Steuer eingeschlichen haben. Als Loose die rechts parkenden Autos überholt, zeigt er dies vorher nicht per Blinker an - das wäre aber Pflicht. An der Alten Allee in Wohltorf merkt der Fahrer erst an der zweiten Kreuzung, dass dort eigentlich "rechts vor links" gilt. Und damit ist er keinesfalls allein. "Dies ist eine sehr beliebte Strecke bei Führerscheinprüfungen", weiß Klatt. So mancher Traum vom Führerschein platzte auf dieser Straße.

In eine Spielstraße in Wentorf fährt der 66-Jährige mit rund 20 km/h, wird jedoch durch die Bremse des Fahrlehrers jäh gestoppt. "In einer Spielstraße dürfen sie nur vier bis sechs km/h fahren", mahnt Klatt und weiß: Daran hält sich kaum jemand. Vor der nächsten roten Ampel bekommt Loose eine nett gemeinte Einweisung in energiesparendes Fahren. Denn mit der über Jahrzehnte propagierten Motorbremse sollte man sich heute keiner Ampel mehr nähern. "Heute fährt man im vierten Gang an die Ampel ran, bremst und schaltet in den ersten Gang", sagt Klatt. Alles andere nutze der Umwelt nicht und schade nur der Kupplung.

Kaum an der Gutenbergstraße angekommen, zieht Fahrlehrer Peter Klatt eine positive Bilanz der Fahrstunde. "Herr Loose fährt sehr sicher und souverän. Bei ihm kann man ganz entspannt Beifahrer sein. Im Laufe der Zeit haben sich aber Kleinigkeiten eingeschlichen, auf die er zukünftig achten sollte." Rolf Loose selbst ist begeistert. "Die Fahrstunde hat mir viele Anregungen gegeben, auf die ich ab sofort wieder achten werde."

Er weiß, dass der Führerschein für viele ältere Menschen ein sensibles Thema ist. Sich einzugestehen, dass man nicht mehr fit genug ist, um Auto zu fahren, falle vielen sehr schwer: "Ich bin dafür, dass man in regelmäßigen Abständen seine Fahrtauglichkeit testen lassen muss."