Perspektive: Holger Weitzel erkennt die Gemeinde schon an der “Figur“ - ein Kreis

"Man könnte mich irgendwo aussetzen, und ich wüsste, wo ich bin", sagt Holger Weitzel über sich selbst. Der Segelflieger-Pilot hat schon mehr als 6000 Stunden hinter dem Steuer seines kleinen Flugzeuges - einer ASH 26E - gesessen und kennt die Region wie kein anderer. Das erste Mal flog er geschätzt vor 30 Jahren über Wentorf und beobachtet seitdem, wie sich die Gemeinde entwickelt. "Sie macht von oben einen sehr modernen Eindruck", hat er festgestellt.

Wöchentlich kann er beispielsweise sehen, wie das rund 15 Hektar große Neubaugebiet Langer Asper wächst und wächst. Am Ende werden 800 Neubürger hier in Reihen-, Einfamilien- und Doppelhäusern ein Zuhause finden, die Gemeinde auf 13 500 Einwohner angewachsen sein. Seit dem ersten Spatenstich vor zwei Jahren hat sich das Areal bereits in ein ansehnliches Quartier verwandelt. Es lockt Singles, Paare und Familien und beeindruckt mit üppigen Grünzügen, Einkaufsmöglichkeiten und dem neuen Kinderzentrum in der Nähe.

"Wentorf erkenne ich von oben schon von Weitem. Während man in Reinbek einen alten Stadtkern mit Schloss sieht, in Boizenburg den Stadtgraben und in Lauenburg die Altstadt, ist Wentorf fast ein Kreis", sagt Weitzel, der vom Startflughafen Boberg zuweilen weniger als fünf Minuten braucht, um über der Gemeinde zu kreisen.

In den vergangenen Jahren konnte er zudem beobachten, wie das Gewerbegebiet immer größer geworden ist und wie sich das ehemalige Kasernengebiet zum Neubaugebiet entwickelte. Besonders markant aus luftiger Höhe: das hufeisenförmig angelegte Reihenhäuser-Ensemble am Alten Exerzierplatz. Spannend wird in den kommenden Jahren auch die Entwicklung der Lohe. Der ehemalige Truppenübungsplatz ist jetzt Naherholungsgebiet und wird von der neuen Besitzerin, der Stiftung Naturschutz, in weiten Teilen sich selbst überlassen. Viele Motive für Holger Weitzel, der alles mit der Kamera - einer Sony Agfa 7R mit einem Zeißobjektiv - festhält. Um die beste Perspektive zu haben, hat sich der groß gewachsene Pilot eine neue Haube in das Flugzeug gebaut, das er vor 15 Jahren in Amerika gekauft hat. Das geöffnete Fenster garantiert freie Sicht und verhindert Lichtspiegelungen im Bild.

In den nächsten Wochen werden wieder unzählige neue Fotos geschossen. Denn jetzt beginnt in Wentorf die schönste Zeit. "Wenn der Raps ab Anfang Mai blüht, ist der Blick von oben einfach sensationell. Das ist eine überwältigende Bilderflut, die sich mir bietet", sagt der Fotograf. Dass er Wentorf hinter sich gelassen hat, merkt er meist schnell. Wenn die weiten Felder jäh am Rand des Sachsenwaldes enden, ändert sich die Thermik. Über den ersten Bäumen geht es nach oben. Aufwind eben, der Name, unter dem er fliegt.