Gemeinsame Oberstufe: Keine Einigkeit erzielt - Reinbek startet Alleingang, Wentorf blickt nach Mölln

Sie haben den Pendlerverkehr zwischen den Schulen organisiert und Lehrerparkplätze ausgewiesen. Auf Verwaltungsebene waren Bürgermeister Björn Warmer und der Wentorfer Rathauschef Matthias Heidelberg auf der Zielgeraden. "Wir haben viele Knüppel aus dem Weg geräumt", blickt Heidelberg auf die schwierigen Verhandlungen für eine Kooperation der Gemeinschaftsschulen. Vertraglich hätte man unter anderem festgehalten, dass die Reinbeker Schule sich verpflichtet, Wentorfer Schüler in der Oberstufe aufzunehmen. Im Gegenzug hätte die Wentorfer Schule Räume zur Verfügung gestellt. Doch zwischen den beiden Kollegien stimmt die Chemie offensichtlich nicht so sehr. Die angestrebte Schulkooperation ist gescheitert. Das gaben die Verwaltungschefs gestern im Reinbeker Rathaus bekannt.

Im kommenden Schuljahr wird die Gemeinschaftsschule Mühlenredder jetzt allein mit einer gymnasialen Oberstufe starten, für die Kiel zum Jahreswechsel grünes Licht gegeben hatte. Obwohl es Wunsch der Politik war, das Angebot auf zwei Standorte im Mittelzentrum zu erweitern. "Leider ist Wentorf in dem Erlass nicht als Faktum berücksichtigt", bedauert Heidelberg und ist "not amused" über die Begründung der Reinbeker.

Nachdem die Schulleitung signalisiert hatte, dass sie die Pendelbewegungen des Lehrerkollegiums zwischen Reinbek und Wentorf im kommenden Schuljahr nicht umsetzen könne, kam es zum Bruch. Es gab zudem Befürchtungen, dass es schwierig werden könnte, Gymnasiallehrer mit den entsprechenden Fächerkombinationen anzuwerben, wenn diese auch noch pendeln müssen, schildert Warmer die Sorgen, die an Politik und Verwaltung herangetragen wurden. Warum das erst jetzt als Problem erkannt wurde, entlockt dem Bürgermeister ein resigniertes Schulterzucken: "Wir können auch als Schulträger nicht weisen, weder in die eine noch in die andere Richtung."

Das Angebot, ein Jahr später mit der Kooperation zu starten, lehnte die Nachbarkommune ab. Wentorf hat schnell reagiert und sich nach anderen "Bräuten" umgesehen. "Die Diskussion mit der Pendelei war der Punkt, wo wir gesagt haben, jetzt ist Schluss", sagt Heidelberg und blickt nach einem Treffen mit Fraktionsvorsitzenden, Elternbeirat und Schulleitung nach vorn: "Wir wollen unter dem Motto 'Schule der Chancen' ab 2016 mit dem Gymnasium in Wentorf und dem Beruflichen Gymnasium in Mölln kooperieren. Die Gespräche gehen jetzt los." Mit 72 Anmeldungen für die fünften Klassen der Gemeinschaftsschule und 174 Anmeldungen für das Gymnasium sei der Schulstandort in einer guten Startposition.

Warmer sieht den Schulstandort Gemeinschaftsschule Mühlenredder mit eigener Oberstufe ebenfalls in sicherem Fahrwasser und will sich dafür einsetzen, dass die Attraktivität durch notwendige Sanierungen weiter verbessert wird. Für die fünften Klassen haben sich in Reinbek 66 Kinder angemeldet. 51 Anmeldungen (17 davon aus Wentorf) gibt es für die Oberstufe, plus 20 Interessenten, bei denen die Aufnahmevoraussetzungen noch nicht geklärt sind.

Wie sich die geplatzte Kooperation langfristig auf den Schulstandort auswirkt, wird in den kommenden drei Jahren vom Kieler Bildungsministerium beobachtet werden. "Spätestens im vierten Jahr der Oberstufe muss der elfte Jahrgang 50 Schüler haben", sagt Sprecher Thomas Schunck. Untergrenzen für die Anmeldezahlen der Fünftklässler gebe es dagegen nicht. "Die Schlüsse, die aus diesen Entwicklungen gezogen werden respektive werden müssen, sind immer einzelfallbezogen", fügt er hinzu.