Wentorf würdigt Hans-Joachim Hass

. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte hat die Gemeinde Wentorf das Ehrenbürgerrecht verliehen und damit dem Empfänger höchsten Respekt für herausragende Leistungen gezollt. Geschlossen waren sich alle Politiker über Parteigrenzen hinweg mit Bürgermeister Matthias Heidelberg und Bürgervorsteher Andreas Hein einig, dass diese Ehre Hans-Joachim Hass zuteil werden soll. 38 Jahre lang hat er die Geschicke Wentorfs als Gemeindevertreter mitgestaltet. Nun hat er sich Anfang des Monats aus gesundheitlichen Gründen aus der aktiven Politik zurückgezogen.

Wenn der 72-Jährige heute durch Wentorf fährt, kann er Geschichten erzählen wie kaum ein anderer. Neubaugebiete, Schulen, Straßenbau, Kasernenkonversion, Sportplatz am Südring, Kleinsportanlage am Wohltorfer Weg, Kreisverkehre - es gibt kein Thema, das Wentorfs Ehrenbürger in den vergangenen Jahrzehnten nicht persönlich mitdiskutiert, überdacht und vorangetrieben hat. Mit Fachwissen und stadthistorischen Kenntnissen bereicherte Hass auch den Planungs- und Umweltausschuss, den er als Vorsitzender leitete.

Seine politische Karriere startete er 1974 bei der CDU. Bis 1992 saß er für die Christdemokraten in der Gemeindevertretung, leitete die Fraktion. Nach seinem Austritt aus der Partei gründete Hass die Unabhängige Wählergemeinschaft Wentorf (UWW) mit. "Immer nur granteln und meckern, das kann es nicht sein", hat er 1993 gegenüber unserer Zeitung gesagt. Er wolle nicht nur schmollen, sondern mitgestalten. Diesem Motto ist Hass bis heute treu geblieben.

Ein Projekt bezeichnet er selbst als "sein Baby": das Kinderzentrum am Wohltorfer Weg, bei dem er als Vorsitzender des federführenden Lenkungsausschusses nicht nur sprichwörtlich jeden Stein umgedreht hat. Die lichtdurchfluteten Räume, die knallbunten Akzente - all das hat es ihm angetan. Am liebsten würde er dort selbst wieder zur Schule gehen.

Dass seine politischen Mitstreiter ihn zum Ehrenbürger gemacht haben, rührt Hans-Joachim Hass sehr. Die Nachricht überbrachte Bürgermeister Matthias Heidelberg am Donnerstagabend. Er rief den 72-Jährigen noch während der laufenden Gemeindevertretersitzung im Krankenhaus an. Hass reagierte sichtlich gerührt. Sein Dank wurde per Mobiltelefon, Mikrofon und Lautsprecher in den Saal übertragen. "Ich freue mich riesig. Ob ich das verdient habe, müssen aber andere entscheiden", sagte er. Die Antwort darauf war tosender Applaus.