Müllberge verkleinern: Reinbeker organisieren erstes Repair-Café

Die alte Jeans wäre optimal für die anstehenden Gartenarbeiten geeignet. Doch ihre treuen Dienste haben die Büx strapaziert: Im Schritt ist der Stoff gefährlich dünn geworden. Ein Blick, und Elisabeth Knorr-Rosenkranz sagt: "Da kann man noch was machen!" Ihre Mitstreiterin Gesa Steinrück weiß auch schon, was: "Ich habe eine Klebeeinlage mitgebracht. Die bügeln wir von innen auf die kritische Stelle und nähen sie dann mit der Nähmaschine fest." Gesagt, getan. In weniger als zehn Minuten haben die versierten Damen das "Gartenmodell", wie Elisabeth Knorr-Rosenkranz die Hose nennt, wieder auf Vordermann gebracht. Und das auch noch gratis. Die "Klimaschutz-Initiative Sachsenwald" macht es möglich. Am Sonntag startete sie das erste Repair-Café Reinbeks in der Mensa der Grundschule Mühlenredder.

Schon in der ersten Stunde kamen 21 Interessierte

Mit der Resonanz konnten Koordinator Rolf Eichhorst und die weiteren 14 Ehrenamtlichen zufrieden sein: Schon in der ersten Stunde kamen 21 Interessierte, um Jacken, Taschen, Hosen, Handwerksgeräte oder Mikrowellen vor der Entsorgung zu retten.

Doch es wurde nicht nur fleißig repariert. So erkundigte sich eine Aumühlerin, die ihren Namen nicht nennen wollte, wie sie ihre verharzte Nähmaschine aus den 1950er-Jahren wieder flottbekäme. "Aufschrauben und den Föhn dranhalten", gaben ihr Martina Kwasniok, Gesa Steinrück und Elisabeth Knorr-Rosenkranz mit auf den Weg. Vor allem Knorr-Rosenkranz muss es wissen, verwendet die Damen-Maßschneiderin mit einem eigenen Atelier in Braak selbst alte "Schätzchen" zum Nähen. "Tipps für die Hilfe zur Selbsthilfe sind uns wichtig", betonte die Expertin. So gebe es etwa auch einen Lesetisch mit Reparaturliteratur.

Die männlichen Gäste zog es erwartungsgemäß in die "Handwerkerabteilung". Ralf Schewe brachte seine Bohrmaschine "Baujahr 1977" mit. "Die hat mein Sohn Marco schon mal repariert, jetzt geht sie aber wieder nicht", beklagte er sich bei Jens Michaelsen. Der 70-jährige "Werkzeugdoktor" musste nicht lange suchen: "Da ist der Kondensator eingeklemmt, deshalb fliegt immer die Sicherung raus." Schewe (55) freute sich, dass ihm Michaelsen weiterhalf: "Das ist ja wie früher, als man sich auf solides Handwerk verlassen konnte."

"Es ist natürlich schwierig abzuschätzen, welches Werkzeug man mitbringen soll", erklärte der gelernte Rundfunk- und Fernsehmeister Bernd Walter. Er reparierte einen Timer. Walters Grundausstattung bestand aus Schraubendrehern, Schrauben und Messgeräten. Reichten die Werkzeuge einmal nicht, um das jeweilige Gerät zu reparieren, sei das aber auch nicht schlimm. Walter: "Notfalls müssen die Besucher noch einmal wiederkommen."

Weniger zu tun beim ersten Repair-Café hatten Kay Lühr, der Computerreparaturen anbot, sowie Stefanie Dollen und Charlie Kaiser. Sie warteten auf ihre "Kunden" für die Reparatur von Kinderspielzeug. Dafür wurden Fahrradreparateure schmerzlich vermisst. "Wir suchen immer noch Ehrenamtliche", betonte Initiativen-Sprecher Eichhorst.

Gesa Steinrück kann das Engagement nur empfehlen: "Zum einen tauscht man sich mit vielen netten Leuten aus, zum anderen hilft man aktiv dabei mit, dass sich Müllberge verkleinern", erklärte die Wohltorferin.

Durch den Einsatz von Grundschulleiterin Karen Schmedemann konnte die "Klimaschutz-Initiative Sachsenwald" ihr erstes Repair-Café in der Schul-Mensa starten. Laut Sprecher Eichhorst wäre es schön, wenn es so bliebe. "Doch die Mensa soll wohl erweitert werden", so Eichhorst. Es stehe daher nicht fest, ob das nächste Café, das für den 10. Mai geplant sei, wieder in der Mensa stattfinde. Kontaktdaten finden Interessenten unter www.klimaschutz-sachsenwald.de.