Sammler: Rik Reinking bietet mit - Zahlreiche Werke internationaler Bedeutung

Erst vor gut zwei Wochen hat Rik Reinking von einem Wentorfer Bekannten erfahren, dass die ehemalige Sprachheilschule an der Golfstraße verkauft werden soll. Der international renommierte Hamburger Kunstsammler ist gleich hingefahren und war begeistert. "Der Ort hat Magie", sagt er. Schon lange sucht der 39-Jährige ein Haus für seine Sammlung, um sie dauerhaft öffentlich zugänglich zu machen. "Ich habe die Anlage gesehen, und hier stimmt alles, was ich in Hamburg nicht gefunden habe", schwärmt er. Gerade noch rechtzeitig, denn am Montag endet die dritte Gebotsrunde für die Millionenimmobilie in idyllischer Lage. "Mein Gebot ist raus", sagt Reinking.

Reinking könnte Wentorf zu internationalem Ruf verhelfen

Sollte er den Zuschlag bekommen, könnte Wentorf ein Museum der modernen Kunst von internationaler Bedeutung bekommen. Die Spürnase für junge Kunst hat Werke von 200 Künstlern in der Sammlung und kooperiert mit großen Museen. Für den Louvre hat der Kunstliebhaber eine Ausstellung mit Werken des belgischen Konzeptkünstlers Wim Delvoye präsentiert. Kunstliebhaber dürfen hoffen, allerdings zählen bei der Bewertung der Angebote im Kieler Finanzministerium vor allem fiskalische Argumente, dämpft Sprecher Christoph Hermann Erwartungen.

Inhaltlich hat der begeisterte Hamburger Kunstexperte bereits vor Ort punkten können. Die Mitglieder des Planungsausschusses, wo Reinking seine Pläne vorgestellt hatte, waren von dem Konzept für ein Museum mit Skulpturengarten, Restaurant, Café und Künstlerstätten angetan: "Aufgrund der Nachfragen konnte ich sehen, dass das Konzept nicht uninteressant für die Fraktionen war", sagt Bürgermeister Matthias Heidelberg. Die Gemeinde hat durch ihre Planungshoheit indirekt Steuerungsmöglichkeiten, welcher Investor hier am Ende zum Zuge kommt. Bisher wollte Wentorf keine Wohnbebauung auf dem 103 000 Quadratmeter großen Traumgrundstück mit denkmalgeschütztem Park und 9000 Quadratmeter Hof- und Gebäudeflächen haben.

"Ich würde alles so lassen, wie es ist", sagt Reinking, der 2006 von der Initiative der Bundesregierung "Deutschland - Land der Ideen" zu Deutschlands 100 Köpfen von morgen ausgezeichnet wurde. Sein Name könnte Wentorf zu internationalem Ruf verhelfen, das britische "Apollo Magazine" wählte ihn 2014 in der Kategorie "Collectors" in die "40 under 40" in der Auswahl der talentiertesten europäischen jungen Personen, die die Kunstwelt von heute vorantreiben.

Der gebürtige Oldenburger erwarb sein erstes Bild, ein Selbstporträt von Horst Janssen, im Alter von 16 Jahren auf dem Schulweg. Er sammelt inzwischen seit mehr als 20 Jahren aus privatem Engagement, "weil kulturelle Bildung wichtig für die Menschwerdung ist". Malerei der Gegenwart, Graffiti oder Konzeptkunst schlafen zurzeit verborgen in Transportkisten und Lagern, sind nur temporär in Ausstellungen und Museen weltweit zu sehen.

In Wentorf könnten sie eine neue Heimstätte finden. Der Mann mit dem siebten Sinn für die Künstler-Stars von morgen möchte in einer permanenten und mit wechselnden Ausstellungen die Werke öffentlich zugänglich machen. Dazu könnten ein Restaurant und ein Café zum Verweilen in dem magischen Ort einladen. "Das alles in zwei Wochen zu entscheiden, war ein Kraftakt", sagt Reinking.