Grundschule: Lehrer betreuen Unruhestifter in Trainingsraum - Reflexion statt Bestrafung ist die Devise

. Wenn Papierflieger durch den Klassenraum kreisen, an den Schultischen eine kleine Rangelei entsteht oder ein Schüler durch wiederholte Zwischenrufe die Schulstunde stört, ist normaler Unterricht kaum mehr möglich. Der Lehrer ist verärgert, die Konzentration der anderen Kinder ist futsch. Seit zwei Wochen arbeitet die Grundschule Wentorf nun in solchen Fällen mit der sogenannten Trainingsraum-Methode.

Das Ziel: Der kleine Störer wird kurzzeitig aus der Klasse und der Konfliktsituation herausgenommen, hat Gelegenheit, über sein Verhalten nachzudenken, und die anderen Kinder können in Ruhe weiter lernen. "Wir haben uns gefragt, wie wir generell mit solchen Konflikten umgehen wollen. Lehrer und Eltern haben sich seit Langem ein einheitliches Konzept bei Unterrichtsstörungen gewünscht", erklärt Schulsozialarbeiterin Andrea Padel.

In der ersten Phase des Projektes wird die Trainingsraum-Methode mit den Dritt- und Viertklässlern erprobt. Über die Köpfe der Schüler hinweg soll nichts entschieden werden. Andrea Padel legt Wert darauf, dass jeder Schüler eine Entscheidungsfreiheit hat. Nach der ersten Störung wird er verwarnt, hat die freie Wahl, ob er die Klasse verlässt oder in der Gruppe weiter mitlernt. Tut er dies, stört aber wenig später wieder, gibt es für ihn automatisch eine Auszeit im Trainingsraum.

Dort wartet ein geschulter Lehrer und versucht zu klären, warum der Schüler gestört hat. Zudem wird gemeinsam besprochen, wie sich das Kind das nächste Mal so verhalten kann, dass es kein Rambazamba mehr im Klassenzimmer gibt. Ein großer Vorteil: Hört der Vertrauenslehrer heraus, dass sich der Schüler langweilt, möglicherweise Probleme in der Familie oder mit Mitschülern hat, die sich so Luft machen, kann er zusätzliche Hilfe anbieten. Die Räume der Schulsozialarbeit liegen direkt nebenan.

Der Trainingsraum ist derzeit an drei Tagen in der Woche geöffnet, jeweils von der zweiten bis zur vierten Stunde. "Mehr können wir personell nicht stemmen", sagt Andrea Padel, die betont: "Die Trainingsraum-Methode hat sich schon lange bewährt." Bei der Einführung hat die Grundschule Wentorf Unterstützung von der Förderschule in Schwarzenbek bekommen, die schon gute Erfahrung damit gemacht hat. Die Bertha-von-Suttner-Schule in Geesthacht erprobt die Methode derzeit ebenfalls (wir berichteten).

Wichtig: Auch die Eltern stehen hinter dem Konzept. Es ist von der Schulkonferenz abgesegnet. Noch hält sich Andrea Padel mit einer Bilanz zurück, sagt aber: "Es scheint schon zu wirken."