Veredelung: Gärtner Manfred Kropp erhält mit besonderer Methode auch alte Obstbaumsorten

Jonas schaut ganz genau hin, wenn ihm sein Großvater erläutert, wie das funktioniert mit dem Veredeln von Obstbäumen. Kein Wunder, denn dem Grundschüler liegt das Gärtnern im Blut: Opa Manfred Kropp und Jonas' Mama Alexandra sind vom Fach. "Und Papa macht jetzt seinen Meister", betont der Achtjährige, der gern durch die familieneigene Baumschule am Lohbrügger Weg stromert.

Zurzeit ist Gärtnermeister Kropp besonders gern in seinem kalten Gewächshaus. Denn die Baumveredelung - sozusagen die Transplantation eines Pflanzenteils auf eine andere Pflanze - und damit das Erhalten besonderer Obstsorten macht ihm Freude und liegt ihm am Herzen. Deshalb finden Kunden mit Sonderwünschen bei ihm stets ein offenes Ohr.

"Ich habe die Reiser einer alten Süßkirsche bekommen, die auf einer neuen Unterlage weiterleben soll. Es sind noch Reiser von alten Apfelsorten zu verarbeiten, und ganz besonders sind Zweige eines Rotahorns aus Hamburg", erläutert er. Der Ahorn sei einmal als Friedensbaum gepflanzt worden und habe nun Baumaßnahmen weichen müssen. "Aber es soll ein neuer gepflanzt werden, und die Idee, dass der Baum auf einer neuen Unterlage praktisch weiterlebt, gefiel allen", berichtet er und freut sich, dass er dabei helfen kann.

Doch was gehört nun eigentlich zur Baumveredelung? "Kräftige, einjährige Zweige, die am besten im September und Oktober geschnitten wurden und dann in der Erde eingeschlagen vor dem Austrocknen geschützt waren", erläutert er. Für die Süßkirsche wählt er eine "mittel langsam wachsende" Unterlage der Sorte "Prunus Piko". "Sie wird bei vollem Ertrag nur drei Meter anstatt normal 15 Meter hoch", sagt er. Der Reiser wird nun am unteren Ende an gegenüberliegenden Stellen von der Rinde befreit und auf drei Wachstumsknospen gekürzt.

Dann stutzt Kropp die Unterlage, entfernt alle noch verbliebenen Seitentriebe, weil sie dem neuen Baum Kraft stehlen würden, und löst einen Rindenlappen vom Stamm. Der nimmt den angeschnittenen Reiser auf. "Eine Wachstumsknospe sollte herausschauen", betont er. Das wird der Baum von morgen sein. Er muss übrigens nicht nur aus einer Sorte bestehen. "Ich hab einmal einen Apfelbaum mit elf Sorten gemacht. Das sah toll aus. Jede Sorte hatte ja eine andere Blüte und andere Äpfel", sagt er. "Das hat Spaß gemacht." Bunt durcheinander geht das aber nicht. Kirschen harmonieren nur mit Kirschen und Birnen mit Birnen. Es gibt keine gemischten Bäume.

Nach alter Manier wickelt Kropp nun Bast oder nach neuer Methode auch ein Gummiband um die Veredelungsstelle. "Fast fertig", sagt er und nimmt den Topf mit rotem Rebwachs von der Kochplatte. Bei gut 50 Grad ist es flüssig. Mit einem Pinsel versiegelt er alle offenen Stellen rund um die Veredelung, die Schnittfläche inklusive. "Das ist einmal Schutz gegen das Austrocknen und dann auch gegen Krankheiten, Pilze und Ähnliches", sagt der Experte.

Und nun? "Jetzt werden die Bäumchen über den Sommer gehegt und gepflegt. Im Herbst können die Besitzer sie abholen und in den Garten pflanzen", sagt er. Und dann wird der Detektiv in ihm wach: "Von der ersten richtigen Ernte bekomme ich Früchte, damit wir rausbekommen, um welche alte Sorte es sich überhaupt handelt", berichtet Kropp. Da ist dann spätestens Jonas wieder im Boot - zum Probieren.

Wer eine alte Obstsorte erhalten und sich einen Baum von Manfred Kropp veredeln lassen will, erreicht ihn in der Baumschule unter Telefon (040) 7 27 97 62. Die Preise beginnen bei 23,50 Euro.