Reinbeker unterstützt auch Kämpfer

Alexander Harder (39) und seine Frau Yana (34) leiden unter Schlafmangel. Sie telefonieren und skypen, wenn Sohn Taras (5) im Bett ist, bis spät in die Nacht. Die beiden hatten Anfang 2013 den Verein Humanitas Ukraine gegründet, um das sehr schlecht ausgestattete Krankenhaus in Myrhorod, der ukrainischen Heimat von Yana Harder, mit Sach- und Geldspenden zu unterstützen (wir berichteten). Seitdem ist sehr viel passiert: die Proteste auf dem Maidan in Kiew, die Besetzung und die Annexion der Krim und schließlich die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ostukraine. Nun haben die Reinbeker ihr Engagement auf das Hinterland der Frontlinie ausgeweitet. Denn die Zustände dort sind katastrophal.

"Wir versuchen mit allem, was nötig ist, zu helfen. Das beginnt mit Verbandsmaterial und endet bei Ausrüstungsgegenständen für die schlecht ausgestatteten Soldaten und die Freiwilligen. Denn die sind teils mit Turnschuhen und privaten Sachen unterwegs", sagt Harder. "Es fehlt an warmer Unterwäsche, Stiefeln, Wetterschutz, aber auch Ferngläsern oder Helmen", sagt er.

Nun stapeln sich Kartons mit jeder Menge Ausstattung in der Wohnung und der Garage des Ehepaares. Wenn es an der Haustür klingelt, ist es der Postbote. Denn Alexander Harder kauft die Ausrüstung, die von der Bundeswehr ausgemustert wurde, zumeist im Internet. Befreundete Lkw-Fahrer oder Autohändler, die die Tour in die Ukraine machen, nehmen die Pakete mit.

"Wir wollen Hilfe zur Selbsthilfe leisten", betont er. "Weggucken geht einfach nicht." Auf die Frage, ob er denn nicht mit seiner Hilfe die Auseinandersetzung in der Ostukraine verlängere, winkt er ab. "Das ist keine Auseinandersetzung mehr. Was sind Artillerie-Beschuss und Panzerangriffe? Der Krieg ist schon da", sagt er und schüttelt den Kopf.

Leiche lag auf der Straße

Denn auch er kennt einen Freiwilligen, der sein Leben gelassen hat. Dessen Leiche hat er in einem Video auf YouTube auf der Straße liegen sehen. Diese Bilder belasten und motivieren auch weiterzumachen. Und zwar beim Sammeln jedweder Sach- und Geldspenden. Denn das Krankenhausprojekt sei ja nicht plötzlich vergessen, betont er. Unlängst konnten 44 Krankenhausbetten, ein Röntgengerät und Kleingeräte mit Unterstützung des ukrainischen Konsulats nach Myrhorod gebracht werden.

"Aber der Transport hat 2700 Euro gekostet", betont Alexander Harder. Wegen der hohen Kosten warten jetzt noch 30 Betten in einem Lager in Hamburg. Sein Traum wäre es, wenn er der Klinik in der Heimatstadt seiner Frau einen Krankentransporter besorgen könnte. "Aber derzeit wird nirgendwo einer ersetzt oder ausgetauscht. Wir bleiben dran", sagt er.

Wer ihn mit Verbandskästen, Werkzeug oder auch finanziell unterstützen will, erreicht ihn unter Telefon (040) 78 87 65 38 oder per Mail: info@alexander-harder.de .