OGS-Mensa: In vier Schichten essen Kinder im Eiltempo - Trotz Platznot rückt Anbau in weite Ferne

Bauamtsleiter Sven Noetzel hat mit dem Stopp der Ausschreibung für den Mensa-Bau für Irritationen und Verstimmung bei Politikern gesorgt. "Es ist die Aufgabe der Rathausverwaltung, die 800 000-Euro-Vorgabe zügig und möglichst sachkundig umzusetzen", forderte gestern der Bauausschussvorsitzende Heinrich Dierking (Forum 21).

Eine deutliche Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung hatte, wie berichtet, das Bauprogramm um knapp 200 000 Euro reduziert freigegeben. Der Bauamtsleiter schloss danach einen Baustart für dieses Jahr aus. Das sorgte gestern für Gespräche im Bürgermeisterzimmer, die heute Abend Thema im Sozial- und Schulausschuss sind.

Vorsitzender Tomas Unglaube (SPD) will das Bauprogramm zur Aussprache auf die Tagesordnung setzen. Sollte der Anbau nicht wie geplant im Herbst fertiggestellt werden können, haben vor allem die Kinder das Nachsehen, die auch gestern in vier Schichten in der 2008 viel zu klein geplanten Mensa im Akkord essen mussten.

Es ist Punkt zwölf Uhr, und die erste Gruppe von rund 50 Kindern steht vor der Tür. Ganztagskoordinatorin Martina Key und das Mensateam bringen sich in Position. Was dann folgt, gleicht einem 100-Meter-Sprint: Am Eingang hakt eine Mitarbeiterin jedes Kind in der Liste ab, dann stellen die Kleinen sich eilig mit einem Tablett an die Ausgabe. Mit blitzschnellen Handgriffen teilt Bärbel Pinz Suppe, Brot und Rohkost aus, nicht ohne den Kindern mit einem Lächeln einen guten Appetit zu wünschen. Freundlichkeit im Eiltempo.

Das letzte Kind hat dennoch erst um 12.15 Uhr sein Essen - noch fünf Minuten hat es jetzt Zeit die Suppe hinunterzulöffeln, bevor die nächste Gruppe dran ist. Stress im Grundschulalter. "Kleine Kinder brauchen Unterstützung, damit sie nicht zu wenig essen. Hier müssen sie das vor allem schnell tun - das sollte kein Kind lernen", sagt Ganztagskoordinatorin Martina Key und eilt davon. Nachschlag, Dessert? Keine Zeit.

Die Uhr zeigt 12.20 Uhr: Während die Kinder der ersten Gruppe noch am Tisch sitzen, drängen die nächsten am Eingang. Jetzt heißt es Schichtwechsel. Dreimal am Tag geht das so. "Berufstätige haben meist 45 Minuten Zeit zum Essen, und unsere Kinder sollen das in weniger als 20 schaffen?", entrüstet sich Mitarbeiterin Bärbel Pinz.

Die Ruhe beim Essen ist nicht das Einzige, was hier auf der Strecke bleibt. Weil die Theke zu klein ist, kann die Mensa Mahlzeiten mit mehreren Komponenten selten bestellen. "Wir müssen alle Lebensmittel auf 65 Grad erwärmen, haben aber zu wenig Platz für alle Behälter", erklärt Bärbel Pinz.

Für 80 Kinder war die Mensa geplant, die OGS beherbergt inzwischen rund 200. Diese Verhältnisse waren als Notlösung gedacht. Die droht dauerhaft zu bleiben. "Wir hatten den vielen Kindern die Plätze erst zugesprochen, nachdem die Stadt den Beschluss über Bau und Finanzierung der Mensaerweiterung gefasst hatte", sagt Schulleiterin Karen Schmedemann. "Wir haben auf einen Container als Zwischenlösung bis zum Neubau verzichtet, um der Stadt Kosten zu sparen."