Zonta-Club: Ex-Präsident der Landeszentralbank zu Gast

Mit einem prominenten Referenten hat der Zonta-Club Aumühle-Sachsenwald sein diesjähriges Vortragsprogramm eröffnet. Der Volkswirt Prof. Dr. Wilhelm Nölling, Ex-Präsident der Landeszentralbank und Hamburger Finanzsenator a. D., hielt vor etwa 60 Gästen einen Vortrag zum Thema "Euro adé? EU passé? - was wird dann aus unserem Geld?".

"Ich beschäftige mich seit mehr als 30 Jahren mit dem Thema", sagt Nölling (82), der erklärter Gegner der Währungsunion ist. Von den 47 Staaten, aus denen Europa heute besteht, sind 28 in der europäischen Union, 19 gehören dem Euro an. Er verglich die Währungsunion mit Blick auf die aktuelle Lage in Griechenland mit einem Samariterheim: "Warum soll jemand aus einem warmen Haus ausziehen, das von den anderen geheizt wird?" Nölling machte erneut deutlich, was er von der Währungsunion hält: "Ich sehe die Währungsunion als irrsinniges Experiment und Abenteuer, als eine Selbstfesselung Europas."

Deutschland habe nach den beiden Weltkriegen aus den Währungskatastrophen seine Lehren gezogen und mit der Bundesbank dafür gesorgt, über stabiles Geld zu verfügen. "Ein erneutes Inflationstrauma sollte verhindert werden", erklärte Nölling. Angesichts der aktuellen Situation, mit Blick auf Griechenland, machte er klar, wie die Lage aussieht. "Es ist zu einer Explosion der Ungerechtigkeit in der Einkommens- und Vermögensverteilung in Europa gekommen."

Es fehle an öffentlichen und privaten Investitionen

Mit dem Europäischen Währungssystem EWS habe es von 1979 bis 1998 ein funktionierendes, flexibles System gegeben. Deutschlands Wohlstand basiere auf der Aufwertung der D-Mark zu EWS-Zeiten, während andere Währungen immer wieder abgewertet worden seien. Mit der Währungsunion wurde die Hoffnung verbunden, dass Europa die Weltspitze erreiche, so Nölling. Dieses Ziel sei verfehlt worden. Heute fehle es an öffentlichen und privaten Investitionen, und Europas Bedeutung in der Welt schwinde zunehmend. "Die Euro-Krise darf nicht kleingeredet werden", mahnte der Volkswirt.

Dennoch hat auch er keinen "Plan B": Eine Rückkehr zur D-Mark sei Utopie. "Europa braucht einen starken Willen, um gemeinsam zu handeln", rief Nölling zu Eigenverantwortung auf - für jeden Einzelnen genauso wie für Griechenland als Staat. "Von Menschen verursachte Probleme können durch Menschen gelöst werden."

Der Kontakt zu Prof. Nölling kam durch das gute Netzwerk des Zonta-Clubs zustande. Nölling hat für seinen Vortrag auf ein Honorar verzichtet, um die sozialen Projekte des Clubs zu unterstützen. So kamen mit den Eintrittsgeldern an diesem Abend knapp 800 Euro zusammen.