Frauenselbsthilfe nach Krebs: Gründerin Ursula Steinkamp muss die Gruppe nach 20 Jahren auflösen

20 Jahre lang hat sie getröstet, mitgeweint und Mut gemacht. Ursula Steinkamp hat ihre Erfahrungen mit dem Krebs mit vielen Frauen in Reinbek geteilt und ihnen geholfen, nach und trotz der Krankheit zurück ins Leben zu finden. Jetzt muss die ehemalige Krankenschwester ihre Frauenselbsthilfegruppe nach Krebs (FSH) in Reinbek auflösen. "Der Landesverband gibt vor, dass man nur bis zum 69. Lebensjahr als Leiterin kandidieren darf", sagt die 72-Jährige.

Bisher habe sich keine jüngere Nachfolgerin gefunden. "Die meisten betroffenen Frauen sind berufstätig und haben Kinder. Sie werden schnell von ihrem Arbeitgeber dazu gedrängt, nach erfolgreicher Therapie wieder zu arbeiten und haben keinen Kopf mehr für die Gruppe", berichtet Ursula Steinkamp. "Dabei ist man nicht gleich gesund, nur weil der Krebs zunächst fort ist. Betroffene brauchen Hilfe dabei, im Alltag mit dieser Erfahrung umzugehen."

Im November 1994 rief sie deshalb die Selbsthilfegruppe ins Leben, nur zwei Jahre, nachdem der Krebs ihr eigenes erneut zu zerstören drohte. Sie war bereits im Alter von 32 an Eierstockkrebs erkrankt, eine besonders aggressive Form. 1992 kam er wieder.

"Ich bin stolz darauf, meinen Mut behalten zu haben, nur so konnte ich das alles gut überstehen." Ursula Steinkamp verzweifelte, kämpfte, besiegte die Krankheit schließlich und entdeckte ihr Leben völlig neu. "Da habe ich gedacht, vielleicht können andere Frauen von meiner Einstellung profitieren." Denn sie weiß: Ihre Arbeit geht emotional gesehen über die von Ärzten hinaus. "Wirklich stützen kann nur derjenige, der ganz genau weiß, was der andere gerade durchmacht." Sie selbst war Krankenschwester und ist erfahren darin, Schicksalsschläge zu verarbeiten.

Um anderen betroffenen Frauen den Weg zu neuem Lebensmut zu weisen, investierte sie ihre Zeit nicht nur in die Reinbeker Gruppe, die sich alle zwei Wochen im Krankenhaus St. Adolf-Stift traf. 2004 gründete sie eine Gruppe in Bergedorf, gab sie an eine andere Leiterin ab und engagierte sich zudem zwölf Jahre lang als stellvertretende Vorsitzende des FSH-Landesverbands. Regelmäßig informierte sie über Neuigkeiten aus der Forschung, hielt in ganz Deutschland Vorträge zu dem Thema.

Dass ihr Engagement kurz nach dem Jubiläum zum 20-jährigen Bestehen nicht nur als Leiterin, sondern auch mit Schließung der Gruppe enden muss, betrübt Ursula Steinkamp. "Die Gruppe war stets gut besucht. Hier sind Freundschaften entstanden, wir haben uns gegenseitig gestützt und geheilt."

Dass sich eine gut funktionierende Selbsthilfegruppe auflöst, weil sich keine jüngere Leiterin findet, schmerzt auch die Verantwortlichen auf der Bundesebene. "Das Problem ist uns natürlich bekannt", sagt Pressesprecherin Caroline Mohr. "Es wird darüber nachgedacht, Ausnahmen in der Altersregelung für Gruppenleiterinnen zuzulassen. Denn der Bedarf ist da", sagt sie.

Für Ursula Steinkamp würde die Neuregelung aber nichts mehr verändern. Sie sagt: "20 Jahre reichen jetzt."