Pastorenstreit spaltet Maria-Magdalenen-Gemeinde - Mediation mit “unerfüllbarer Bedingung“

Es war ein emotionales Plädoyer, mit dem sich Katrin Plambeck gestern an gut 80 Gemeindeglieder wandte. "Ich komme in eine Gemeinde und suche Frieden, aber hier geht es nur um Krieg." Beide Seiten sollten auf einer weißen Leinwand neu beginnen, appellierte sie. Denn zurzeit laufen Mediationsgespräche zwischen den zerstrittenen Pastoren der Maria-Magdalenen-Kirche. Ob die Gräben zugeschüttet werden können, blieb gestern nach der mehr als zweistündigen Sitzung offen - und auch die Frage, ob Pastorin Margarethe Kohl der Gemeinde erhalten bleibt. Zu tief zerrüttet scheint auch das Verhältnis zwischen der Pastorin und dem Kirchengemeinderat (KGR).

Symbolisch dafür stand gestern, dass am Vorstandstisch der jährlichen Gemeindeversammlung nur zwei Stühle standen, auf denen Pastor Rolf Kemper und Wolff Seitz als Sitzungsleiter Platz nahmen. Pastorin Kohl saß am Rande, inmitten einer Gruppe aus Konfirmandeneltern und Fürsprechern der "experimentierfreudigeren, kreativen" Pastorin. "Eigentlich müsste ich auch da vorne sitzen", machte sie mit diesem einen Satz deutlich, wie tief die Gräben sind. Zur Krise zwischen den Pastoren war es gekommen, als Jugendliche und ihre Eltern für den Verbleib eines beliebten Jugendbetreuers kämpften, den der Kirchengemeinderat, dessen Vorsitzender Pastor Rolf Kemper ist, von der Jugendarbeit abgezogen hatte. Verunsicherte, aufgebrachte Eltern forderten, wie berichtet, den Rücktritt des KGR. Sie waren im Oktober mit Transparenten vor die Kirche gezogen und hatten dagegen protestiert, dass ihre Pastorin gefeuert werden soll.

Auch Kemper will der Gemeinde erhalten bleiben

"Der Kirchengemeinderat hat mir eine unerfüllbare Bedingung gestellt. Ziel der Moderationsgespräche soll sein, dass ich spätestens nach der Konfirmation am 10. Mai die Gemeinde verlasse", sagte Pastorin Kohl gestern. In Absprache mit ihrem Anwalt habe sie sich entschieden, das öffentlich zu machen. "Ich möchte in der Gemeinde bleiben, ich arbeite sehr gern hier und bin für wirkliche Moderationsgespräche offen", sagte sie.

Pastor Rolf Kemper schwieg und erklärte, dass er nicht in die Gemeinde tragen wolle, was Frau Kohl irgendwo gesagt habe: "Es ist nicht in Ordnung, sich in diesem Rahmen auseinanderzusetzen. Ich halte mich an die Vertraulichkeit." Er räumte ein: "Ja, es gibt Streit, aber keine Parteiungen." Auch er wolle der Gemeinde erhalten bleiben, setzte er Gerüchten und andauernden Fragen entgegen, wann er dann in den Ruhestand gehe: "Ich erreiche Ende April 2018 die Regelaltersgrenze. Alles andere ist gegenwärtig Spekulation."

Dr. Dietrich Jenner erklärte für den Kirchengemeinderat: "Ich finde es schade, wenn dieser Konflikt auf der Straße weitergeht." Er wünsche sich, dass es auch zwischen Frau Kohl und dem Kirchengemeinderat Gespräche gebe. Ein letztes war für den 28. Januar unter Moderation der Pröpstin vereinbart. Dazu, dass es nicht zustande gekommen ist, wurden gegenseitige Beschuldigungen geäußert.

Und die "Parteiungen" belasten inzwischen auch die 2837 Gemeindeglieder. Einige der gestern Anwesenden waren nach "Demonstrationen" vor der Kirche "am Boden zerstört". "Sie haben keine Legitimation", warfen einige den Eltern von Konfirmanden vor, die sich hinter Pastorin Kohl positioniert hatten. "Natürlich, wir sind die Gemeinde", war die Antwort von der anderen Seite.

Wie sehr eine Gemeinde von zwei Pastoren profitieren könnte, erklärte rührend Ilse Gierhake: "Ich war sehr traurig, als Frau Kohl plötzlich nicht mehr bei uns war. Ich nenne es Mobbing. Ich wünsche mir von Herzen, dass Sie noch lange bei uns wirken können."