Gesundheitsamt meldet doppelt so viele Infizierte wie in der Vorwoche - Wirkung der Impfung zweifelhaft

Die Grippewelle hat Stormarn erreicht: Waren es in der sechsten Kalenderwoche vier Fälle, sind in der laufenden Woche neun Infizierte an verschiedenen Standorten im Kreis gemeldet worden, sagt Jörg Günther, Facharzt im Kreisgesundheitsamt.

Wer sich nicht anstecken möchte, sollte jetzt öffentliche Verkehrsmittel meiden. Denn wer Bus und Bahnen nutzt, hat ein bis zu sechsfach erhöhtes Risiko, sich an einer schweren Atemwegserkrankung zu infizieren.

Diese These vertreten zumindest die Forscher der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) in Bergedorf. Die Epidemiologen und Informatiker haben ein realitätsnahes Modell programmiert, das nachvollziehen soll, wer sich etwa durch Berühren der Haltestangen in der Bahn anstecken kann. Die Forscher wollen damit "einen Beitrag zum bewussten Umgang mit Ansteckungsrisiken leisten", wie es im HAW-Magazin "Impectus" heißt. Eines zeigt das Ergebnis der HAW-Professoren besonders: Viele diskutieren bei einer Grippewelle gern über Impfungen - an das simple Händewaschen mag offenbar keiner so richtig denken. "Dabei kann das häufige Waschen der Hände das Risiko, an der Influenza zu erkranken, immens senken", bestätigt Susanne Glasmacher, Sprecherin des Robert-Koch-Instituts (RKI).

Mit insgesamt 180 Fällen in Schleswig-Holstein und Hamburg ist der Norden bisher noch relativ gut weggekommen. Jetzt könnte die Zahl der Infizierten aber rasant steigen - so wie auf Bundesebene. In der vierten Kalenderwoche zählte das RKI rund 2000 Fälle, in der vergangenen Woche haben sich bereits 7000 weitere Menschen mit der Grippe infiziert - der Großteil davon im Süden und Osten des Landes.

"Viele Menschen gehen trotz Grippe nicht zum Arzt oder schleppen sich sogar zur Arbeit. Auf diese Weise entsteht eine Grippewelle", weiß Jörg Günther, Facharzt für öffentliches Gesundheitswesen im Kreisgesundheitsamt. "Infizierte mit Influenza oder einem grippeähnlichen Infekt können also gar nicht erfasst werden."

Die Symptome treten bei den Infizierten sehr plötzlich auf: Eben noch gesund, quälen die Person im nächsten Moment Fieber, Gelenk- und Muskelschmerzen, heftige Kopfschmerzen, Schüttelfrost und Schweißausbrüche. Aus Sorge fragen sich viele Menschen, ob sie sich impfen lassen sollen.

In dieser Saison bietet die Impfung jedoch weniger als den ohnehin schon unterdurchschnittlichen Schutz, sagt Susanne Glasmacher. "Die in jeder Saison von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene Impfung wird anhand der letzten Grippewelle zusammengestellt", sagt die RKI-Sprecherin. Sie bestünde aus drei Antigenen weltweit zirkulierender Grippeviren. "Gegen ausgerechnet den nun vorherrschenden Typen H3N2 passt die in der Impfung vorhandene Variante nicht ganz", sagt Glasmacher. Der Virus habe sich seit der letzten Grippewelle anders entwickelt als erwartet.

"Den Risikogruppen der Über-60-Jährigen und chronisch Kranken empfehlen wir die Impfung. Ein schwacher Schutz ist besser als nichts", sagt Glasmacher, erinnert aber auch daran: "Hygiene ist in vielen Fällen die beste Vorsichtsmaßnahme."