Schonend: Stiftung Naturschutz lässt den Forst am alten Truppenübungsplatz durch Rückepferde ausholzen

Sie sind wendig, machen keinen Lärm, schonen den Waldboden und produzieren keine Abgase - zumindest keine schädlichen: die Rückepferde. Über Jahrhunderte waren die Kraftprotze aus der Forstwirtschaft nicht wegzudenken, dann wurden sie in den 60er-Jahren zunehmend durch für den Waldboden zerstörerische Harvester ersetzt. Jetzt deutet sich erneut eine Trendwende an: "Viele Kommunen beschließen, ihre Wälder wieder auf schonende Weise zu durchforsten", weiß Pferderücker Jorin Handtmann. So wie derzeit in der Wentorfer Lohe.

Mit der Blauschimmel-Stute Fesche (4) und dem sechsjährigen Wallach Dukat pflügt der 32-Jährige durch einen etwa 70 Jahre alten Wald, transportiert einen Baumstamm nach dem anderen zum Waldrand und trifft dabei auf ungeahnte Schwierigkeiten: "Weil das Gelände früher ein Truppenübungsplatz war, sind überall Dämme und Gräben. Ich muss mit den Tieren sehr gut aufpassen", sagt Jorin Handtmann. Auf jeden seiner Befehle hören die Kolosse, bleiben abrupt stehen oder traben mit kräftigen Schritten voran. Der Pferderücker läuft mit den Zügeln in der Hand hinterher und muss selbst aufpassen, bei dem Tempo nicht zu stolpern. Von seinem Hof bei Lüchow-Dannenberg aus ist er mit seinen Kaltblütern in ganz Norddeutschland im Einsatz.

In Wentorf sollen von Laubholz betonte Wälder entstehen, Gehölze ausgedünnt werden. "Die Umwandlung kann 30 Jahre dauern", sagt Försterin Tanja Wagenknecht. "Die Fichten und Japanlärchen stehen viel zu dicht, so wachsen sie zwar in die Höhe, ihre Wurzeln haben aber wenig Platz, sich auszubreiten. Beim nächsten Sturm knicken sie dann ab." Auf dem 237 Hektar großen Areal, das der Stiftung Naturschutz gehört, sollen also viele Nadelbäume weichen. Und nicht jedes Gehölz in der Lohe hat sogenannte Rückegassen, von denen aus Forstmaschinen die gefällten Bäume abtransportieren können.

Hier kommen die Rückepferde zum Einsatz. Sie können auf ungleichmäßigem Gelände erstaunlich wendig zwischen den Bäumen agieren und die Balance halten. 600 Kilogramm kann so ein Baumstamm wiegen und ist damit fast genauso schwer wie das Pferd, das ihn zieht. Deshalb benötigen die Tiere viel Training. Jorin Handtmanns Einsatz in Wentorf dauert nur einige Tage. Die richtige Arbeit wartet auf ihn erst zu Hause. "Damit die Pferde fit sind und sich nicht verletzten, muss ich sie 365 Tage im Jahr trainieren."