Nationalsozialismus: Dr. Sören Zankel hat mit Hilfe von Zeitzeugen über Julius Schreck recherchiert

. Mehrere Monate ist Dr. Sönke Zankel in Reinbeks Historie abgetaucht, hat Zeitzeugen wie Bernd Donati aus Reinbek befragt, Akten gewälzt und in Archiven geforscht. Im Zentrum seines Interesses stand der Lehrer Julius Schreck (1891-1963), der während der Zeit des Nationalsozialismus und danach an der Sachsenwaldschule unterrichtete. Jetzt liegt das Ergebnis seiner Bemühungen vor: Eine rund 70-seitige Forschungsarbeit, die von dem Arbeitskreis zur Erforschung des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein veröffentlicht wurde.

Das, was der Historiker, der selbst Lehrer ist, schon vorher wusste: Julius Schreck war ein Pädagoge, der wegen vermeintlich regimefeindlicher Äußerungen im Dritten Reich ins Untersuchungshaft kam und aus dem Schuldienst entlassen worden war. Erst nach 1945 nahm er seine Arbeit wieder auf. Mehr war über Schreck bislang jedoch kaum bekannt und öffentlich. Wie war er als Mensch, warum genau wurde er verfolgt und welche Rolle spielten dabei damals Schulleitung und Kollegen? "Julius Schreck war ein Mensch, der sich seine Eigenständigkeit im Denken bewahrt hatte. Er war ein Individualist. Eigenständiges Denken versuchte Julius Schreck auch seinen Schülern zu vermitteln. Kritisch hinterfragen sollten sie auch die nationalsozialistische Propaganda", sagt Sören Zankel nach der Recherche. Schnell stellte sich dabei jedoch heraus, dass der Reinbeker Lehrer nicht kategorisch als Feind des Nationalsozialismus bezeichnet werden kann. Widerstandskämpfer oder Mitläufer - in diese Kategorien mag Zankel den Reinbeker Lehrer nicht einordnen. "Sein Handeln war hoch komplex und vereinte offenkundige Widersprüche. "Er sympathisierte mit Grundideen des Nationalsozialismus, stand der staatlichen Realität aber erst kritisch, dann immer ablehnender gegenüber". Ein Schüler gab an, dass Schreck "in versteckter Form fast während jeder Unterrichtsstunde irgendwelche Anordnungen der Reichsregierung in zynischer Weise bemängelt oder kritisiert" habe. Zudem habe er oft über die "Zwangswirtschaft der Lebensmittel" gemeckert und traute der Kriegsberichterstattung nicht. Sie soll er als Märchen bezeichnet haben.

Einigen seiner Kollegen war er ein Dorn im Auge. Als Schreck 1943 im Reinbeker Rathaus von der Gestapo verhört wurde, gaben sie detailliert zu Protokoll, wie sich Schreck im Unterricht oder im Lehrerzimmer geäußert hatte. Nur wenige hatten den Mut, für ihn auszusagen. Gespannt hat auch Schrecks Schüler Bernd Donati die Forschungsarbeit gelesen. "Er hat die politische Seite des Lehrers sauber rausgearbeitet."