Landratswahl: Wentorfs Bürgermeister unterliegt in Ratzeburg - und kehrt ohne CDU-Parteibuch zurück

25 Jahre hatte Wentorfs Bürgermeister Matthias Heidelberg das schwarze Parteibuch der CDU. Mit einem Paukenschlag verkündete der 53-Jährige während seiner Vorstellung als Bewerber um das Amt des Landrates am Donnerstagabend, dass er aus der Partei ausgetreten sei. Damit kam er einem Parteiausschlussverfahren zuvor. Denn die strengen Statuten der CDU sehen vor, dass ein Parteimitglied, das gegen ein offiziell nominiertes Parteimitglied bei einer Wahl antritt, auszuschließen ist.

Heidelberg hatte sich trotzdem beworben und war mit Unterstützung von Bündnis 90/Die Grünen gegen Christoph Mager angetreten, den die CDU ins Rennen geschickt hatte. Schon im ersten Wahlgang konnte Mager mit 29 Stimmen die erforderliche Mehrheit für sich verbuchen. Auf Jens Meyer (SPD) entfielen zwölf, für Heidelberg stimmten neun Kreistagsmitglieder. "Manchmal muss man auch Rückgrat beweisen. Wer A sagt, muss auch B sagen", erklärte Heidelberg am Donnerstagabend und bleibt dieser Linie auch einen Tag nach der Wahl treu.

"Ich bereue nicht, dass ich kandidiert habe", zog der 53-Jährige gestern gegenüber unser Zeitung Bilanz. Zwar habe er nicht damit gerechnet, dass die Wahl schon nach dem ersten Wahlgang entschieden sei. Die Zustimmung und die aufmunternden Worte aus dem Kreis hätten ihn jedoch darin bestätigt, dass er ein guter Landrat gewesen wäre.

Heidelberg betont, dass sich erst nach der Kandidatur für das Amt des Landrats herausgestellt habe, dass diese auf ein Parteiausschlussverfahren hinauslaufen könnte. Der nun selbstbestimmte Austritt aus der Partei sei zwar emotional gewesen, letztendlich aber die folgerichtige Konsequenz aus seiner Bewerbung. "Für mich ergibt das alles ein rundes Bild", sagt Wentorfs Verwaltungschef, der bereits Stunden nach der Wahl seine Koffer gepackt hatte und für seine Gemeinde auf Geschäftsreise gegangen war.

In der war die Wahl, deren Ausgang und Heidelbergs Austritt aus der CDU gestern Tagesgespräch. Unvorbereitet hat der Paukenschlag zumindest die Fraktionsspitze der CDU jedoch nicht getroffen. "Wir waren kurz vorher informiert worden", sagt CDU-Chef Harro Vogt, der selbst bei der Wahl im Rokkokosaal in Ratzeburg dabei war.

"Dass der Vorschlag Heidelbergs durch die Grünen erfolgte, hat verwundert", sagt Vogt diplomatisch auf die Frage, wie das Prozedere in der Wentorfer Politik aufgenommen worden sei. "Ich gehe davon aus, dass wir auf Sachebene weiterhin gut zusammenarbeiten werden. Unabhängig davon, ob Herr Heidelberg noch sein CDU-Parteibuch hat oder nicht." Ob dies die anderen Fraktionsmitglieder ebenso sehen, wird sich bei der nächsten Sitzung am kommenden Dienstag zeigen.

Für Matthias Heidelberg ist das Thema Landratswahl bereits jetzt abgeschlossen. "Es war nicht irgendein Job, den ich auch in Stormarn oder Pinneberg machen könnte, sondern eine Herzensangelegenheit für mich. Weitere Kandidaturen in anderen Regionen schließe ich deshalb aus. Das Thema ist jetzt definitiv für mich erledigt", so der 53-jährige Verwaltungsprofi, seit 2005 Bürgermeister in Wentorf.

Bis Ende 2016 möchte er der Gemeinde Wentorf auf jeden Fall treu bleiben. Die Frage, ob er zum dritten Mal zur Bürgermeisterwahl antritt, bleibt bislang offen.