Jugend im Rathaus: Zehntklässler bringen frischen Wind in die Verwaltung

Die Planung der neuen Feuerwache beschäftigt die Politik seit Jahren. Reinbeks Schüler lösten das an einem Vormittag. "Zweistöckig soll das Gebäude sein und so viel kosten wie der Neubau in Glinde: 4 bis 5 Millionen Euro." Dieses Ergebnis ihrer Arbeitsgruppe zum Thema Feuerwehr/Bauplanung trugen die Zehntklässler gestern souverän im Rathaus vor. 260 Schüler aus Gymnasium und Gemeinschaftsschule haben die vergangenen drei Tage hinter die Kulisse des Verwaltungszentrums geblickt.

Unterstützt wurden sie bei Fragen zu Existenzsicherung oder Energieversorgung von Rathausmitarbeiten und Politikern. Darunter auch der CDU-Stadtverordnete Martin-Andre Wojak (26), der vor zehn Jahren selbst bei Jugend im Rathaus dabei war: "Das hat mein kommunalpolitisches Interesse gestärkt."

Wie funktioniert die Verwaltung, wie das Zusammenspiel mit der Kommunalpolitik? Das erfuhren jetzt auch die Wentorferin Michelle Petersen (15) und Marie-Charlotte Kahnau (16) aus erster Quelle. Ulrich Gerwe (Jugendbeauftragter) hatte die Arbeitsgruppe "Flüchtlingspolitik" vorbereitet und war erstaunt, dass bei einer Umfrage unter 85 Zehntklässlern der Gemeinschaftsschule 40 Prozent dieses Thema wählten. So wie die Reinbekerin Marie-Charlotte Kahnau.

"Informationen sind der erste Schritt zu helfen", sagte die 16-jährige Gymnasiastin. Sie überraschte, wie viele Menschen weltweit auf der Flucht sind - die meisten davon innerhalb ihres Landes. "Dass davon nur wenige nach Europa kommen, wusste ich nicht", sagte Michelle Petersen. Auch nicht, dass Deutschland von 1848 bis 1914 selbst Auswanderungsland war, sechs Millionen in die USA auswanderten.

Wer kümmert sich heute um Flüchtlinge und wo werden sie untergebracht? Fragen, auf die die Schülerinnen direkt im Sozialamt Antworten bekamen. Bernhild Ziehm vom Runden Tisch "Willkommen in Reinbek" berichtete über das, was die Stadt nicht leisten kann, und was inzwischen 80 Ehrenamtliche übernehmen. Zum Beispiel die Flüchtlinge bei der Ankunft aus Neumünster zu den Reinbeker Unterkünften begleiten.

Auf ihre eigenen Erfahrungen konnten die Teilnehmer der Gruppe Radverkehrsinfrastruktur zurückgreifen. Sie trugen auf einer Karte ihre täglichen Fahrradstrecken zur Schule ein und markierten gefährliche Stellen. Ihre zentrale Forderung "Es sollte deutlicher ausgeschildert sein, wo Radfahrer fahren dürfen."