Bürgermeister will Gemeinschaftsschule und Rathaus sanieren - Fischtreppe erregt die Gemüter

Im Publikum: Rund 60 interessierte Bürger. Auf dem Podium: Bürgermeister Björn Warmer, der, so rechnete Moderator Bernd M. Kraske im Reinbeker Schloss vor, gerade mal 100 Tage im Amt sei - zöge man die Wochenenden und Feiertage ab. Dennoch ging es hoch her während des jüngsten "Kamingespräches", angeregt von Kontakt e.V., Initiative gegen Sucht und Gewalt, sowie dem Kulturzentrum Reinbek. Aufgrund des großen Andrangs war man vom Kaminzimmer in den Festsaal gezogen.

Schon beim ersten Thema "Fischtreppe" schlugen die Wellen hoch. "Wie kann es sein, dass 1,9 Millionen Euro für den Gewässeraufstieg von Forellen und Aalen ausgegeben werden, die hier noch gar nicht gesichtet wurden, wenn für Gebäudesanierungen das Geld fehlt?", wollte ein empörter Bürger wissen. Zwar übernehme die EU den Großteil der Baukosten, aber: "Am Ende zahlen doch immer wir Steuerzahler!" Warmer räumte ein, dass der Bau der Fischtreppe nur schwer zu vermitteln sei. "Aber nach Prüfung der Rechtslage ist die Verwaltung zu dem Ergebnis gekommen, dass es die Pflicht der Stadt Reinbek ist, diese Treppe zu bauen", erklärte Warmer. Es handele sich um EU-Recht. Das müsse umgesetzt werden.

Kaum hatte der Bürgermeister diese Worte ausgesprochen, ging der Schlagabtausch in die nächste Runde. Lokalpolitiker im Publikum beschwerten sich darüber, dass die Entscheidung für den Bau viel zu schnell gefallen sei, einige Gäste zweifelten an einer rechtlichen Verpflichtung Reinbeks, andere konnten nicht fassen, dass die EU auch an jenen Orten diese Projekte umsetzen will, an denen scheinbar kein Bedarf besteht. Nur mit Mühe konnte Warmer verdeutlichen: "Die Politik hat sich letztendlich für den Bau der Fischtreppe ausgesprochen. Daran ist die Verwaltung gebunden und somit auch ich."

Als sich die Wogen wieder glätteten, gestand Warmer, dass er sich viel mit der Frage beschäftige, wie die Reinbeker "eigentlich ticken". "In das Gebälk muss ich erst einmal vordringen", so der Wentorfer.

Feierabendverkehr eine große Belastung

Ein Thema, das ihm aufgefallen ist: die riesigen Verkehrsstaus im Feierabendverkehr, die eine große Belastung seien und für die eine Lösung gefunden werden müssten. Hinsichtlich der Finanzpolitik machte Warmer deutlich, dass er sich für neue Investitionen der Stadt einsetzen werde: "Wenn wir beim Bau oder der Sanierung öffentlicher Gebäude sparen wollen, müssen wir jetzt die niedrigen Zinsen nutzen." Beispielsweise für die Gemeinschaftsschule oder das Rathaus.

Die Frage, wie Reinbek den Zuzug von Flüchtlingen verkrafte, beantwortete er knapp mit: "Sehr gut. Die Hilfsbereitschaft ist groß, und ich hoffe, dass es auch so bleibt, wenn wir in diesem Jahr voraussichtlich mehr als 127 neue Flüchtlinge begrüßen."

Der Bürgermeister betonte, dass ihm Kommunikation mit den Bürgern sehr wichtig sei. "Ich hatte im Wahlkampf versprochen, auf sie zuzugehen", so der 40-Jährige. "Das habe ich bisher auch getan." Damit erntete er Zustimmung aus dem Publikum.

Im Gegenzug hoffe er, dass die Bürger weiterhin so offen auf ihn zugehen werden wie bisher.