Konzertreise: Ausnahmetalent reist mit 283 Jahre alter Geige durch das Land der aufgehenden Sonne

. Christa-Maria Stangorra (19) ist ein Ausnahmetalent. Das wissen nicht nur Musikliebhaber in Deutschland, Frankreich, Italien, Polen und England, sondern jetzt auch Japaner. Denn dort hat die junge Reinbekerin auf Einladung des Deutschen Musikrates zehn Tage lang nicht nur Land und Leute kennengelernt - sie hat ihr Können auf ihrer Geige auf mehreren Bühnen und im Rahmen von fünf Konzerten in und um Tokio bewiesen.

Immer mit dabei: die 283 Jahre alte Geige, die die Stiftung Musikleben ihr für ihre Leistungen für mindestens ein Jahr vertrauensvoll übergeben hat. Seitdem sie von Geigenbaumeister Giovanni Grancino vor fast drei Jahrhunderten in Mailand angefertigt wurde, ist sie durch unzählige Hände gegangen. Ein Schatz also, auf den die Reinbekerin während ihrer Japanreise immer ein wachsames Auge hatte.

Von den Erlebnissen wird die Studentin noch lange zehren. Ein Konzert in Kawagoe vor 1500 Zuhörern endete mit tosendem Applaus. "Als das Konzert beendet war und die Schüler ihre Plätze verlassen sollten, blinzelten wir durch einen Schlitz im Vorhang, um noch einmal in die begeisterte Menge zu sehen. Im Nu erhob sich ein Kreischen im Saal", erinnert sich die 19-Jährige. Mit der "Chaconne" von Johann Sebastian Bach hatte sie die jungen Japaner für sich gewinnen können. Sie und die anderen fünf jungen Bundespreisträger des Wettbewerbs "Jugend musiziert" waren überwältigt von der Herzlichkeit, mit der sie in Japan empfangen wurden.

Schon der Weg zu den Proberäumen war eine Reise durch eine andere Welt. Um zum kleinen Goethe-Institut zu gelangen, das inmitten einer hübschen und ruhigen Wohngegend liegt, mussten die deutschen Musiker eine Kurzstrecke mit der japanischen U-Bahn zurücklegen. "Von der Station aus spazierten wir, fasziniert von den vielen bunten unbekannten Schriftzeichen, durch die recht schmalen Gassen dieser Gegend", erzählt die Reinbekerin.

Dass man auf den winzigen Balkonen, die sie sah, tatsächlich stehen kann, mochte sie kaum glauben. "Wir alle staunten über die Vorbildlichkeit, Japans eng bemessenen Raum wertvoll zu nutzen", so Christa Stangorra, die besonders die beleuchteten Wolkenkratzer faszinierte.

Bei ihrer Reise stand ihr Ichiyu Tanaka, ebenfalls 19 Jahre jung, zur Seite. "Mit ihr verstand ich mich auf Anhieb blendend", so Stangorra. Auch nach der Reise stehen die beiden per Mail und Facebook in Kontakt. Die neue Freundin und deren musizierenden Mitschüler beeindruckten die junge Deutsche auch deshalb, weil sie einen großen Fleiß an den Tag legen. "Aus Platzmangel übten sie sogar auf den Gängen", hat sie beobachtet. Die Konzerte gestalteten die jungen Japaner so professionell, als wären sie die Eröffnung einer imposanten Olympiade. "Schlichtweg atemberaubend", berichtet Christa-Maria Stangorra.

Es war einer dieser Momente, in dem die junge Reinbekerin spürte: "Ich werde wieder nach Japan kommen."