Ideengeber: Jürgen Valentiner-Branth ist Spieleredakteur - was ihm gefällt, wird auf den Markt gebracht

. Beim heiteren Beruferaten mit Robert Lembke wäre er damals ein idealer Kandidat gewesen. "Als typische Handbewegung hätte ich gewürfelt", sagt Jürgen Valentiner-Branth und macht es gleich einmal vor. Der 50-Jährige ist Spieleredakteur, alles dreht sich bei dem Reinbeker um kleinere und größere Brett- und Kartenspiele. Er sichtet Ideen, probiert neue Spiele aus, verfeinert sie und sorgt letztendlich dafür, dass die vielen Spielefreunde im ganzen Land Jahr für Jahr mit neuen Herausforderungen rechnen dürfen.

Der gebürtiger Wohltorfer, der seit vielen Jahren in Reinbek lebt, hat einen Traumberuf. Womit sich andere Menschen nur in ihrer Freizeit beschäftigen, das darf Jürgen Valentiner-Branth den lieben langen Tag machen: spielen, würfeln und knobeln sowie Figuren und bunte Spielbretter entwickeln. Aber um zu verstehen, was der dreifache Familienvater genau macht und um zu sehen, dass es harte Arbeit ist, muss man einen Blick hinter die Kulissen der Spieleindustrie werfen.

Die setzt immerhin 400 Millionen Euro im Jahr allein mit Brettspielen um. Damit das aber auch so bleibt, ist die Branche auf der stetigen Suche nach neuen Ideen. Die stammen nicht selten von den Spielern selbst. Tatsächlich erreichen jeden der großen deutschen Spieleverlage - also Häuser wie Ravensburger oder Coppenrath - rund 800 Vorschläge für neue Spiele im Jahr. Aber nur ein kleiner Anteil davon wird tatsächlich einmal in die Läden ausgeliefert - in schöner Verpackung und mit Spielanleitung.

Dazwischen liegt ein mühsamer Prozess des Sichtens, Ausprobierens, Verfeinerns und Verbesserns - die Aufgabe eines freiberuflichen Spieleredakteurs, wie Jürgen Valentiner-Branth einer ist. In seinem kleinen Arbeitsatelier auf dem Familiengrundstück in Reinbek türmen sich zahllose Prototypen, wie in der Branche die ersten Entwürfe eines neuen Brettspiels genannt werden. Oft sind es liebevoll und mit viel Herzblut hergestellte Entwürfe, an denen die Spieleentwickler zahllose Stunden getüftelt haben. Wenn Valentiner-Branth ein neues Spiel grundsätzlich für gut befunden hat, folgt die nächste und vielleicht entscheidende Phase auf dem Weg zum Endprodukt: es wird getestet. Gut für einen Spieleredakteur, wenn er eine spielfreudige Familie hat, so wie es bei dem Reinbeker der Fall ist. Ehefrau Christina, ebenfalls Spiele-Journalistin, und die drei Kinder sind immer gern bereit, neue Spiele zu testen. Darüber hinaus kann Valentiner-Branth sich auf ein großes Netzwerk an Testspielern verlassen, das er im Laufe der Jahre aufgebaut hat. Dazu gehören übrigens auch Sebastian und Kerstin Grothe, die den Reinbeker Spielekreis vor zehn Jahren gegründet haben.

Zu seinem Traumberuf ist Jürgen Valentiner-Branth durch ein Inserat gekommen. Nach der Lehre zum Im- und Exportkaufmann sowie einem Betriebswirtschaftsstudium las er in der Zeitung eine Stellenanzeige. Gesucht wurde ein Spieleredakteur. "Das war überraschend. Aber es erschien mir eine spannende Aufgabe zu sein." Der Bewerbung legte er ein kleines, selbst erfundenes Würfelspiel bei. "Es wurde zwar nie veröffentlicht, aber den Job habe ich bekommen", erinnert sich der Spieleredakteur rückblickend auf die Anfänge vor 20 Jahren.

Im Laufe der Zeit wurde er zum Spiele-Profi. Den fünf Jahren beim Ravensburger Spieleverlag als fest angestellter Spieleredakteur folgten weitere Jahre beim Verlag Schmidt Spiele in Berlin. In dieser Zeit gelang ihm auch etwas, wovon wohl die meisten Redakteure träumen. Er hatte das richtige Gespür bei der Entwicklung des Spiels "Torres", das im Jahr 2000 zum "Spiel des Jahres" gekürt wurde. "Darauf bin ich schon ein bisschen stolz", erklärt Valentiner-Branth. Beim Spielen, also beim Testen von Prototypen, lernte er auch seine Frau Christina kennen - was beweist, dass sich Glück im Spiel und in der Liebe keineswegs ausschließen. Gemeinsam sind die beiden auch unter die Buchautoren gegangen. Das "Ravensburger Spielebuch" kommt im Februar auf den Markt.

Wer Lust hat, für und mit Jürgen Valentiner-Branth neue Spiele zu testen, kann sich mit ihm ungezwungen in Verbindung setzen (www.spielstart.com).